Helfer im Ramadan

Von Nadya Moussa

Humanitäre Hilfe ist nicht einfach. Jeder einzelne, der sich für diese Arbeit entscheidet, muss bestimmte Qualifikationen mitbringen. Denn man trifft auf Menschen, die leiden. Für dieses Leid braucht man Feingefühl. Es geht an keiner Seele vorbei. Die Partner von muslimehelfen leisten enorme Arbeit. Denn sie sind vor Ort und setzen die Projekte um.

Ramadan ist eine Zeit des Fastens, des Nachdenkens, der Hingabe, der Großzügigkeit und eine heilige Zeit, die ihre religiöse Bedeutung beibehalten hat und von Muslimen rund um die Welt beachtet wird.“, fasst Kafo Mutwalibi zusammen. Er ist der Vorsitzende einer unserer ugandischen Partnerorganisationen, des Mpogo Islamic Centers. Menschen, wie er, haben viel erlebt. Sie haben viel gesehen. Sie sind vielen Menschen begegnet, deren Geschichten sie jetzt kennen. Das prägt jeden, egal wie stark oder schwach man ist, egal ob jung oder alt. Und jeder einzelne muss einen eigenen Weg finden, mit all dem umzugehen.

Zeit zum Nachdenken

Im Ramadan hat man Zeit zum Nachdenken; darüber wie man sein Leben verbracht hat und wo man hin will. Wenn man Menschen trifft, denen es bei Weitem nicht so gut geht, wie einem selbst, hat man viel, worüber man nachdenken kann; und viel wofür man dankbar sein kann. Unsere Partner treffen Männer, Frauen und Kinder, die Hilfe brauchen. Und dennoch nehmen nicht alle gerne Hilfe an, wie z.B. Abu Yunus festgestellt hat. Er vertritt muslimehelfen ehrenamtlich bei Projekten in Ägypten. „Die Nubier sind sehr stolz und sensibel. Viele geben nicht zu, dass sie bedürftig sind und nehmen nicht gerne in der Öffentlichkeit die Spenden an, da sie sich schämen.“, sagt er. Das ist nicht nur in Ägypten so, das ist menschlich.

Sri Lanka: Oft helfen Ehrenamtliche bei der Umsetzung eines Projektes.

Hingabe öffnet Herzen

Im Ramadan wenden wir uns nicht nur Allah hingebungsvoll zu. Anderen zu helfen, verlangt auch Hingabe. Dazu gehört, dass die Helfer jeden Bedürftigen respektvoll behandeln. Von ihrem Verhalten hängt viel ab. Gütig Armen gegenüber zu sein, sie ihre Not für einen Moment vergessen lassen, das sind wichtige Voraussetzungen humanitärer Arbeit. Es reicht aus, wenn einer die Stimmung lockert, mit den Leuten scherzt, sie aufmuntert, mit den Kindern spielt. Diese Werte sind ein wichtiger Teil von Menschlichkeit.

Großzügig sein

Im Ramadan sind wir großzügiger als im Rest des Jahres. Darin folgen wir dem Gesandten Allahs (s), der es uns so vorgelebt hat. Großzügigkeit zeigt sich aber nicht nur auf finanzielle Art. Auch mit der eigenen Zeit und Energie kann man großzügig umgehen. Unsere Partner und all ihre freiwilligen Helfer leben diese Art von Großzügigkeit.

Sie spenden ihre Zeit. Denn so ein Projekt wird nicht von jetzt auf gleich auf die Beine gestellt. Projekte werden geplant. Unsere Partner suchen die Händler, bei denen sie gute Waren in großen Mengen günstig erwerben können. Sie ermitteln zusammen mit Helfern, Gemeinden und Moscheen die bedürftigsten Familien und erstellen Listen.

Indonesien: Die Lebensmittel müssen nach dem Einkauf oft noch sortiert, gewogen und verpackt werden.

Kurz vor Ramadan, wenn das Projekt dann anläuft, beginnt die harte Arbeit. Die Lebensmittel müssen in Massen eingekauft, transportiert, sortiert, abgemessen und gewogen werden, damit alle möglichst gleich viel bekommen. Manche Lebensmittel werden säckeweise verteilt, andere müssen extra umgepackt werden. Dabei steht allen Beteiligten der schwerste Teil noch bevor. Viele Bedürftigen kommen zu früh zum Verteilungsort, sei es eine Moschee, eine Halle oder draußen im Freien. Das lange Warten, der Hunger, ihr Leid, das Wetter setzen ihnen zu. Es ist eine stressige Zeit für alle.

Sobald die Güter verteilt werden, müssen die Helfer aufmerksam sein. Jeder Hilfsbedürftige, der auf der Liste steht, erhält ein Paket. Wer nicht darauf steht, erhält in der Regel keines. Anderen sagen zu müssen, dass sie nichts bekommen, ist für beide Seiten schwer. Aber es geht nicht anders. Der Helfer muss hart bleiben und der andere muss nachgeben. Auch humanitäre Hilfe ist immer nur begrenzt möglich und hängt von den finanziellen Mitteln ab, die zur Verfügung stehen.

Kambodscha: Egal, ob über Land oder zu Wasser, Hilfe ist unterwegs.

Viele andere sind traumatisiert. Sie haben den Tod naher Verwandter miterlebt, manche haben ihr Haus und ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Und wieder andere sind allein und brauchen einfach einmal jemanden, der ihnen zuhört. Für all das müssen die Helfer ein offenes Ohr, ein mitfühlendes Herz und guten Rat haben. Belohnt werden sie inschallah von Allah und von den Menschen, denen sie die Pakete aushändigen, die ihnen mit Freude strahlenden Gesichtern gegenüberstehen. Möge Allah sie für ihre Standhaftigkeit, ihre Geduld und ihren Einsatz belohnen. Amin.

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