Ein Riesenapplaus

Ahmad von Denffer

Ein Riesenapplaus für die blinden Schüler. Ihre Gesichter strahlen. Gerade haben sie ihr kleines Theaterstück beendet, Szenen aus dem Leben. Ein Ehepaar hat ein Kind, das blind zur Welt kam. Unsinniger Streit zwischen den Eheleuten darüber, warum das Kind blind und wer „schuld“ daran ist. Ratlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, weitere Kontroversen, dann schließlich eine Perspektive für das blinde Kind: Das Islamische Zentrum für Erziehung und Bildung von Blinden. Dort erhält es Betreuung und Förderung und mit Schulunterricht die notwendige Bildung, um inschallah sein Leben zu meistern. Rund 300 Besucher sind am 21. Dezember 2013 zur Eröffnung der neuen Gebäude dieses Zentrums gekommen, haben dabei das kleine Theaterstück gesehen und mit einem Riesenapplaus belohnt.

Blick auf das neue Blindenzentrum in Kadambara (Togo).

Ich habe bei der Begehung des Geländes die Intensität der Sonne unterschätzt, muss mich in den Schatten setzen. Wie hat das alles angefangen? Vor knapp vier Jahren, im Januar 2010, erstmals nach Togo gekommen, lernte ich Asmanou Bouraima, den blinden Leiter der Organisation ABEA (Aktion für Wohlergehen und Förderung der Blinden) und ihre Freunde kennen, besuchte mit ihnen die 320 km nördlich gelegene Stadt Sokodé, sprach mit dem Hauptimam und verabredete nach einem Zusammentreffen mit 12 blinden Kindern und Jugendlichen schließlich ein kleines Projekt zu ihrer Förderung. Wir fanden ein Haus zur Miete, um dort, nach Renovierung, ein kleines Blindenzentrum einzurichten, in dem die blinden Kinder seit April 2010 betreut und unterrichtet werden konnten.

Die blinden Kinder und Jugendlichen in der Pausenhalle des neuen Blindenzentrums.

Zwei Jahre später, im April 2012, besuchte ich erneut das Blindenzentrum. Jetzt waren es 15 blinde Kinder, das Haus zu eng, Zusatzraum wurde angemietet. Wir verabredeten, ein Blindenzentrum zu bauen. In Kadambara, etwa 7 km entfernt, besichtigten wir ein großes Grundstück, bereitgestellt vom dortigen „Chief“, beteten vor Ort für das Gelingen. Vorgaben für einen Bauplan wurden erarbeitet, abgestimmt, der Plan erstellt, zur Wasserversorgung im Sommer zwei Brunnen gegraben. Mittlerweile wurden 18 Blinde betreut, nochmals Zusatzraum gemietet. Am 4. März 2013 verstarb Adjito Fousseni, ein Mitarbeiter im Blindenzentrum, inna lillahi wa inna ilaihi radschi’un. Am 20. März schließlich konnte mit dem Bau in Kadambara begonnen werden, und nun, am 21. Dezember, ist die Eröffnung, alhamdulillah.

Seitenansicht des neuen Blindenzentrums in Kadambara (Togo).

Draußen entsteht Unruhe. Polizisten fordern die Leute auf, den Weg freizumachen. Dede Ahoefa Ekoue, Ministerin für Soziales, hat den weiten Weg auf sich genommen und ist angekommen. Ebenso wie andere Ehrengäste wird sie mit Trommeln und Tanz begrüßt. Die Eröffnung beginnt mit Koranlesung, dann Ansprachen des Hauptimams Batakpali, des „Chief“ von Kadambara Medjesribi und anderer. Asmanou Bouraima, Vorsitzender von ABEA, betont: „Bildung ist ein Menschenrecht“, blinde Kinder und Jugendliche eingeschlossen. Auch ich komme zu Wort, will aber nicht viel sagen, danke Allah, der dieses Vorhaben gelingen ließ, den Spendern und Mitarbeitern von muslimehelfen und allen anderen Unterstützern, die es ermöglichten, und übergebe die Anlage als amanah, ein anvertrautes Gut, an unsere Partnerorganisation ABEA und die Mitmenschen in der Nachbarschaft und Umgebung. Nein, viele Worte braucht es nicht, Taten zählen, ich bin froh und dankbar, sehen zu dürfen, was hier getan werden konnte, alhamdulillah.

Das neue Blindenzentrum in Kadambara (Togo) von der Rückseite gesehen.

Beim Durchschneiden des Bandes bin ich aus Höflichkeit dabei, in die große Menge, die nun die einzelnen Räumlichkeiten besichtigt, brauche ich mich nicht zu drängen, weiß Bescheid, hatte selbst die Grundzüge des Plans entworfen, ausgelegt für 30 Blinde, und das neue Zentrum noch vor Beginn der Feierlichkeiten inspiziert. Stattdessen sitze ich mit den blinden Kindern zusammen, erkundige mich nach ihrem Wohlergehen. Anders als wir, können sie die neuen Räumlichkeiten nicht sehen, sind aber schon herumgegangen, teils begleitet, teils allein, haben sich an Wänden entlang getastet, Türöffnungen erkannt, ihre zukünftigen Unterrichtsräume und Schlafräume betreten, die Wege erkundet. Ab Januar 2014 soll dies alles ihr neues Zuhause sein. Nach dem Umzug schrieb uns die 13-jährige Souroumatou: „Ich bin froh, sehr froh, über die neuen Räumlichkeiten, die nur für uns gebaut wurden. Die Gebäude sind sehr schön, die Zimmer sind sehr groß. Auch der Hof ist sehr groß. Die Luftzufuhr ist sehr gut. Wirklich, ich bin sehr froh, in dieses neue Zentrum zu kommen … Möge Allah euch in Fülle belohnen.

Eingang zum neuen Blindenzentrum in Kadambara (Togo).

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