Die Begünstigten bedanken sich

Bismillah.

Nach der Hadschsaison im Monat Dhu’l-Hiddscha, heißen wir nun einen weiteren wichtigen Zeitabschnitt unseres islamischen Hidschri-Kalenders willkommen: Den Monat Muharram, den „Monat Allahs“ (schahr-ullah), so wie es der Prophet Muhammad, Allahs Segen und Heil seien auf ihm (s), ausdrückte. Der Ausdruck „Allahs Monat“ deutet auf die Wichtigkeit dieses Monats hin.

Das Fasten im Muharram

Das Fasten in diesem Monat wurde von Allahs Gesandtem (s) als das beste Fasten nach dem Pflichtfasten im Monat Ramadan bezeichnet.

In der Hadithsammlung von Imam Muslim wird überliefert, dass der Prophet (s) gefragt wurde, welches das beste Gebet nach dem Pflichtgebet sei. Er (s) antwortete: „Das Gebet im letzten Drittel der Nacht“. Dann wurde er (s) nach dem besten Fasten außer dem Fasten im Monat Ramadan gefragt. Er (s) sagte: „(Das Fasten im) Monat Allahs, den ihr al-Muharram bezeichnet“.

Unsere Gelehrten, die sämtliche Überlieferungen bezüglich dem Fasten im Monat Ramadan untersucht haben, vertreten die Ansicht, dass das Fasten im Monat Muharram auf folgende drei Arten durchgeführt werden kann:

1. Fasten an drei Tagen: Am 9., 10. und 11. Muharram

2. Fasten am 9. und 10. Tag des Muharram

3. Fasten nur am 10. Muharram (Aschura)

 

Bevor das Fasten im Ramadan zur Pflicht wurde, war das Fasten am 10. Muharram für die Muslime verpflichtend. Erst nachdem Allah im zweiten Jahr der Hidschra angeordnet hatte, dass die Gläubigen im ganzen Monat Ramadan fasten sollen, wurde das Muharram-Fasten zu einem freiwilligen Gottesdienst umgewandelt. Auch dadurch sieht man, welch wichtige Sunna das Fasten im Monat Muharram ist: Diese Sunna war nämlich vorher eine Fard!

Wir Gläubige verstehen solche Gelegenheiten wie im Muharram, die Allah uns immer wieder darbietet, als Anlass, dass Allah uns vergeben will und Er nach Möglichkeiten sucht, um Seine Barmherzigkeit an uns zu verwirklichen. Denn der Prophet (s) sagte: „…und das Fasten am Tag Aschura – ich hoffe ja darauf, dass Allah (damit die Sünden des) vorausgegangenen Jahres vergibt.“ (Muslim). Und welcher Gläubige möchte solch eine Chance verpassen?

So vergibt Allah die kleinen Sünden, wenn wir uns vor den großen Sünden fernhalten. Große Sünden wie die Unterlassung des Gebets, üble Nachrede oder etwa Ehebruch können auch vergeben werden, aber diese benötigen eine aufrichtige Tauba (Reue) und eine wirkliche Umkehr zu Allah, die sich durch einen grundsätzlich veränderten Lebenswandel bemerkbar macht.

Das Martyrium Imam Husseins

Ein trauriges Ereignis, das im Monat Muharram stattfand, war das Martyrium Imam Husseins (r.a.) am 10. Muharram 61 d. Hidschra (680 n. Chr.). Das Martyrium Imam Husseins (r.a.) zeigt den Muslimen die Notwendigkeit, die Wahrheit und Gerechtigkeit hochzuhalten und gegen Tyrannei und Unterdrückung zu kämpfen. Imam Hussein (r.a.), der Enkel des Propheten (s), dessen Vater Ali (r.a.) und Mutter Fatima (r.a.) waren für alle Muslime ein großes Beispiel von Mut und Frömmigkeit. Die muslimischen Gläubigen fühlen alle den Schmerz und die Trauer im Herzen über seine Ermordung und verabscheuen seine Mörder, die die Argumente des Islam als Vorwand für seine Ermordung benutzten. Jedoch hat das Fasten im Monat Muharram nichts mit diesem Ereignis zu tun, denn der Tag Aschura am 10. Muharram war schon vor der Ermordung Husseins (r.a.) bedeutend.

Die Bedeutung der Hidschra für die Muslime

Der Monat Muharram kennzeichnet gleichzeitig den Beginn des neuen Hidschri-Jahres. Die Hidschra ist nicht bloß eine Auswanderung von Mekka nach Medina gewesen. Es war der Wendepunkt in der Islamischen Geschichte. Damit fanden die Umwälzung und vollständige Veränderung der Gesellschaft statt.

Hidschra ist ebenfalls eine Gepflogenheit der früheren Propheten (a.s.). Ibrahim sagte z.B. „…’Ich bin ja ein Auswanderer zu meinem Herrn, Er ist ja, Er, der Mächtige, der Weise.'“ (29:26). Ähnlich sollten die Anhänger der Propheten, deren Volk im Diesseits bestraft werden wurden, mit ihrem Propheten auswandern (z.B. der Prophet Lut (a.s.) und die Gläubigen um ihn). Im Koran wird die Hidschra als Vorbote des Dschihads erwähnt (siehe z.B. Koran 2:218, 8:72-5, 9:20, 16:110 und 22:58).

Mit dem Gedenken an die Hidschra werden die Muslime die Notwendigkeit nochmals betonen, dass es wichtig ist, den Islam als Lebensweise in der Gesellschaft zu begründen und die notwendigen Opfer dafür aufzubringen. Hidschra ist gleichzeitig das Verlassen der Situation, an dem es keine Möglichkeiten mehr gibt, islamische Werte zu generieren, und sich stattdessen auf die Suche nach einer Möglichkeit zu machen, an dem die Werte des Islam weitergegeben werden und wachsen können. Der Prophet (s) sagte auch: „Der beste Muhadschir (derjenige, der Hidschra unternimmt), ist der, der von dem ablässt, das Allah verboten hat.“ (Bukhari, Abu Dawud & Tabarani). Demnach beginnt die Hidschra zunächst bei einem selbst und wird sich als Hidschra in der „physischen“ Form zeigen, wenn die Möglichkeiten einer muslimische Gemeinschaft an dem Ort ausgeschöpft sind.

Heilige Monate

Muharram ist zudem einer der vier Heiligen Monate (al-aschhur al-hurum) unseres Kalenders.

Prophet Muhammad (s) sagte: „…Das Jahr hat zwölf Monate. Davon sind vier heilig, drei aufeinanderfolgende: Dhu’l-Qa´da, Dhu’l-Hiddscha und Muharram, und der Radschab von Mudar, der zwischen Dschumada und Scha´ban liegt.“ (Buchari)

Die besondere Erwähnung dieser vier Monate bedeutet nicht, dass die anderen Monate keine Heiligkeit besäßen, da wir z.B. wissen, welchen Stellenwert der Ramadan besitzt. Die obigen vier wurden als „heilig“ bezeichnet, ganz einfach deswegen, weil ihre Heiligkeit selbst von den Götzendienern Mekkas angenommen wurde. Denn sie bezogen sich auf den Propheten Ibrahim (a.s.). Und seit dieser Zeit wurden diese Monate von ihnen als heilige Monate geachtet, an dem sie es z.B. vermieden, ihre ständigen Stammeskriege durchzuführen.

Im Grunde sind alle zwölf Monate einander gleich, weil ihnen im Vergleich zu den restlichen Monaten nicht unbedingt eine ihnen innewohnende Heiligkeit zugrunde liegt. Wenn Allah, der Erhabene, einen bestimmten Zeitabschnitt für seine besondere Barmherzigkeit aussucht, erhält dieser eine Heiligkeit aus Seiner Gnade heraus.

Angesichts des hohen Ranges dieser Monate mahnt uns Allah, der Erhabene (t): „…also tut euch selbst in ihnen kein Unrecht an…“, da die Sünden in ihnen schwerer wiegen als in anderen Monaten. Doch nicht nur die Sünden wiegen schwerer, sondern auch die guten Taten.

Allah wählt besondere Zeiten, Orte und Geschöpfe aus, um bestimmte Dinge umzusetzen: Er erwählt Gesandten von den Engeln und Menschen aus, Er wählt von seinen Reden die letzte Offenbarung als Dhikr (Erinnerung) und Furqan (Unterscheidung) aus. Er machte die Masdschid al-Haram (Heilige Moschee in Mekka), Masdschid an-Nabawi (Prophetenmoschee in Medina) und Masdschid al-Aqsa (in Al-Quds/Jerusalem) zu heiligen Stätten. Er erwählte den Monat Ramadan als besonderen Monat, den Freitag als besonderen Tag in der Woche und die Lailat ul-Qadr als besondere Nacht des Jahres und ehrte damit Geschöpfe, Orte und Zeiten.

So sollen wir Gottergebenen das und den ehren, den Allah Selbst geehrt hat.

Möge Allah uns den Monat Muharram und mit ihm die Gläubigen segnen und den Gottesfürchtigen vergeben.

Möge Er auch in diesen besonderen Tagen und Wochen das Leid der Bedürftigen durch uns lindern. (Amin)

Der Monat Muharram

Zugehöriges Projekt

1. Was ist besonders an dem Monat Muharram?

Muharram ist der erste der zwölf islamischen Monate. Das islamische Jahr ist kürzer wie das übliche Kalenderjahr. Deshalb startet das islamische Jahr im Vergleich zum allgemeinen Kalender auch jedes Jahr um 11 Tage früher. Der Monat Muharram gilt als einer der vier heiligen Monate (al-aschhur al-hurum). In dieser Zeit soll kein Krieg geführt werden und man soll besonders auf seine guten Taten achten. Mit dem Muharram denkt man auch an die Auswanderung des Propheten (s) – die Hidschra. Damals konnten die Muslime der Verfolgung durch die Mekkaner entfliehen und in Medina Sicherheit und eine neue Heimat finden.

2. Was ist Aschura?

Aschura (arab.: ‏عاشوراء) ist der Name des 10. Tages im islamischen Monat Muharram. Die Zahl 10 heißt im Arabischen ‘ascharah. Von ihr leitet sich der Name des Tages ab. Am Tag von Aschura erinnern sich Muslime traditionell gerne an besondere Ereignisse, die z.B. mit den Propheten zu tun haben. An Aschura wird auch gerne freiwillig gefastet. Die schiitischen Muslime feiern den Tag von Aschura in einer ganz besonderen Weise. Für sie ist es ein Trauertag.

3. Was passierte am Tag von Aschura?

Es gibt viele Geschichten, von denen man annimmt, dass sie an diesem Tag passiert sein könnten: z.B. dass Aschura der Tag war, an dem Allah dem Propheten Adam (as) verzieh, dass die Arche von Nuh (as) auf Land traf, , dass Yunus (as) aus dem Bauch des Fischs fliehen konnte, dass Isa (as) und Musa (as) geboren und dass Musa (as) und sein Volk vor dem Pharao gerettet wurden. Diese Überlieferungen stammen meistens aus christlichen und jüdischen Quellen (Israiliyât). Die Schiiten erinnern an diesem Tag an die tragische Ermordung Hussein ibn ‘Alis, dem Enkelsohn Mohammeds (s).

4. Was bedeutet der Tag von Aschura für die Schiiten?

Am 10. Muharram 61 n.H. starb der Enkel des Propheten Mohammed (s) Hussain und sein Gefolge gewaltsam in der Nähe von Kerbala, einem Ort im heutigen Irak. Heute erinnern die Schiiten jedes Jahr an Aschura  an dieses Kerbala Ereignis mit 10 Tage lang andauernden Trauerzeremonien und Trauerspielen. Dieses Ereignis leitete auch die Trennung der sunnitischen und schiitischen Muslime ein.

5. Fastet man an Aschura?

Bei den Sunniten ist es ein freiwilliger Fastentag, der erwünscht aber nicht verpflichtend ist. Aischa (r) sagte: „Aschura war ein Tag, an dem die Quraisch in vorislamischer Zeit zu fasten pflegten und an dem der Prophet (s) zu fasten pflegte. Als der Prophet (s) dann nach Medina kam, fastete er an ihm und trug auf, an ihm zu fasten. Nachdem (die Pflicht zum Fasten im) Ramadan offenbart wurde, fastete an Aschura, wer wollte, und wer wollte, ließ es sein.“  (Buchari). Auch die Juden kannten diesen Tag als Fastentag in Erinnerung  an den Propheten Musa (as). Der Prophet Mohammed (s) sagte: „Wir haben mehr Anrecht auf Musa als ihr“, und empfahl das freiwillige Fasten an Aschura – und zur Unterscheidung auch am Tag davor.

6. Gibt es noch andere Bräuche an Aschura?

Neben dem sunnitischen Fasten und dem schiitischen Trauern gibt es weitere Dinge, die Muslime am je nach Region gerne machen: In Marokko bekommen die Kinder Spielzeug und man bereitete eine traditionelle Nuss- und Gebäckmischung vor. In der Türkei kocht man die traditionelle Aschura-Speise, die verschenkt wird. Bei der Zusammenstellung der Speisen achtet man auf eine bunte Mischung, die an die letzten Tage auf der Arche von Nuh (as) erinnern soll – als man aus den letzten Resten eine Mahlzeit zubereitete. Auch das Schlachten eines Opfertiers oder besondere Körperpflegeregeln werden gerne befolgt. Woher diese Traditionen kommen ist nicht bekannt – sie gehen aus keinem Koranvers und keiner Überlieferung hervor.

6 Fragen und Antworten zu Aschura

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