Die Begünstigten bedanken sich

Es ist Zeit nach Hause zu gehen. Doch bevor wir an den Flughafen von Pristina gefahren sind, haben wir einen Zwischenstopp in der Innenstadt von Ferizaj eingelegt.

Die fleißigen Helferinnen aus Kacanik haben uns dort die große Moschee gezeigt. Ich glaube, sie ist innen noch nicht ganz fertiggestellt, aber das, was ich sehen konnte, sieht vielversprechend aus. Oben befindet sich der Frauenbereich und unten ist der Bereich für die Männer. Direkt neben der Moschee befindet sich eine Kirche. Sie scheint sehr groß zu sein. Ich habe mich gefragt, ob es in Ferizaj viele Christen gibt. In der Moschee ist es sehr kalt, anscheinend ist sie nicht beheizt. Ich weiß nicht, ob es keine Heizungen gibt oder ob sie diese aus Sparsamkeit nicht einsetzen.

Kurze Zeit danach haben wir die Moschee verlassen und trafen uns auf einem Parkplatz wieder mit unserem Fahrer. Die Einheimischen haben sofort bemerkt, dass ich nicht aus dem Kosovo komme. Ich habe einen anderen Kleidungsstil, verhalte mich anders und brauche vor allem viel länger, um von A nach B zu kommen. Denn auch in der Innenstadt sind die Wege mit Eis bedeckt, was das Laufen erschwert. Das hat man mir sicher angesehen. Trotz meiner Winterstiefel fühlte ich mich teilweise wie auf einer Schlittschuhbahn.

Eigentlich wollten wir um 14 Uhr am Flughafen in Pristina sein, doch die kosovarische Gelassenheit hatte etwas anders für uns geplant. Wir kamen zwar viel später an als geplant, aber trotzdem noch pünktlich zum Abflug. Alhamdullilah.

Am Flughafen gelten die gleichen Regeln wie auf den Straßen, wer zuerst da ist oder sich in den Vordergrund drängelt, hat „Vorfahrt“. Eigentlich sollten wir eine Reihe bilden, doch die sieht im Kosovo nicht so aus wie in Deutschland, Österreich oder der Schweiz. Auf wundersame Weise funktioniert es trotzdem sehr gut. Ich freue mich auf Deutschland und bin sehr dankbar für diese Erfahrung. Ich durfte viele nette, hilfsbereite, zuvorkommende, gastfreundliche und humorvolle Menschen kennen lernen.

Inschallah unterstützt Du die Bedürftigen während unserer Winterhilfe und auch danach. Wir wollen mit Dir gemeinsam Gutes bewirken.

Mein Bett ruft! Home sweet home.

Winterhilfe muslimehelfen

Hier liest Du über die Ereignisse am ersten Tag, am zweiten und am dritten.

Meine Reise in den Kosovo – Tag 4

Zugehöriges Projekt

Es ist jetzt 21:30 Uhr und ich habe mir alle Fotos der Verteilung angesehen und den Tag Revue passieren lassen. Heute ist so viel vorgefallen. Angefangen damit, dass unser Fahrer sich sehr stark verspätet hat. Er konnte wegen des Nebels kaum etwas sehen und mir ging es genauso. Die Straßen sind vereist und es gab sehr viele Polizeikontrollen. Ans Ziel kamen wir trotzdem, wenn auch etwas langsam. Heute ist es deutlich kälter als am Vortag und viele Einwohner sind trotzdem nicht wärmer angezogen, darunter sogar Kinder, die offene Schuhe ohne Socken tragen. Ich war sprachlos und in der Moschee gibt es nur ein kleines Heizgerät, das kaum Wirkung hat, wenn Du nicht direkt davor sitzt. Die Menschen haben sich im Wechsel dort aufgewärmt. Ich verstehe jetzt noch besser, warum die Winterhilfe von muslimehelfen so wichtig ist. Ich bitte Dich, ignorier es nicht und spende, was Du kannst. Sie brauchen Deine Hilfe. Ich weiß, ich schweife ab, aber es ist mir wichtig, dass Du verstehst, was für eine wichtige Rolle Du spielst.

Ok, zurück zum Thema: Gestern haben einige Brüder aus Sicherheitsgründen in der Moschee übernachtet und darauf geachtet, dass alle Hilfsgüter gut aufgehoben sind. In Kacanik hat es sich sehr schnell herumgesprochen, dass Lebensmittelpakete und Decken an Bedürftige verteilt werden und dementsprechend hatten wir heute auch ungeplante Besucher. Um Ärger und Streitigkeiten zu vermeiden, haben wir die Polizei gebeten, uns zu unterstützen und das hat sie auch. Die Leser aus dem Balkan und sicher auch einige andere wissen, wie emotional die Menschen hier sein können.

Heute konnten die restlichen 20 Familien mit ausreichend Lebensmitteln, Waschmittel und Decken versorgt werden. Alhamdulillah. Außerdem durfte ich heute zu einer Familie nach Hause. Sie haben insgesamt 4 Zimmer, in denen 3 Generationen leben. Sie erzählten mir, dass ihr Schornstein gestern gebrannt hat und dass das eine Katastrophe ist. Trotzdem schenkten sie mir immer ein Lächeln, auch wenn ihr Leben nicht immer leicht ist. Oft hörte ich die Menschen „Shum faleminderit“ sagen, was so viel wie „Vielen Dank“ bedeutet. Sie haben viele Bittgebete für uns gesprochen und als Erinnerung ein Foto mit mir gemacht.

Das ist eines der Dinge, die ich am Kosovo liebe, die Menschen sind unfassbar gastfreundlich. Sie geben sich so viel Mühe. Sie stellten meine Winterstiefel direkt vor ein Heizgerät, damit sie schön warm sind, wenn ich sie anziehe. Sie boten mir sogar an, mir beim Anziehen der Schuhe zu helfen und noch vieles mehr. Einfach unbeschreiblich.

Noch eine weitere faszinierende Entdeckung möchte ich mit euch teilen. Ich konnte beobachten, wie ein alter Mann seinen Einkauf über den Boden schliff, weil er sich selbst kaum auf den Beinen halten konnte. Die Straßen sind komplett vereist und kaum begehbar, zusätzlich geht diese Straße steil bergab, was im Kosovo keine Seltenheit ist. Ein Junge kam ihm sofort zu Hilfe und sie stützen sich gegenseitig. Das zeigte mir wieder, wie minimale Hilfsbereitschaft die alltäglichen Dinge erleichtert. Ich hoffe, Du nimmst Dir dieses Beispiel zu Herzen und hilfst Deinen Mitmenschen.

Hast Du Ideen, wie Du den Menschen das Leben inschallah erleichtern kannst? Hinterlasse einfach einen Kommentar.

Für mich ist es jetzt Zeit ins Bett zu gehen, damit ich morgen fit für die Heimreise bin. Mal sehen, was mich erwartet. Mehr dazu morgen.

 

Winterhilfe muslimehelfen

Hier geht’s zu den Erlebenissen am ersten Tag

 

Und das habe ich am zweiten Tag meiner Reise erlebt

Meine Reise in den Kosovo – Tag 3

Zugehöriges Projekt

Guten Morgen und assalamu alaikum Deutschland, Österreich und Schweiz. Es ist 10 Uhr und obwohl die Sonne scheint ist es ziemlich kalt hier. Soweit das Auge reicht Unmengen an Schnee, welcher durch die Sonnenstrahlen glänzt und funkelt. Einfach atemberaubend die mit Schnee bedeckte Landschaft im Kosovo! Es scheint alles so friedlich, wenn ich nicht an die Armut im Kosovo denke. Während ich mich über den Schnee freue, bedeutet er für viele Bedürftige Erschwernis. Also, was will muslimehelfen im Kosovo? Wir werden inschallah 40 bedürftige Familien aus Kacanik mit Lebensmitteln für den kompletten Winter versorgen.

Viele hilfsbereite Einwohner kamen zur Verteilung in die Moschee und haben ihr Auto zur Verfügung gestellt. So konnten die armen Familien die Lebensmittel nach Hause bringen. Einige Kinder haben die Hilfspakete in Schubkarren transportiert, obwohl diese viel zu schwer für sie sind. Ich habe gleich gemerkt, dass sie viel Verantwortung für ihre Familien tragen.  Maschallah!

Die Menschen sind sehr dankbar für die Winterhilfe im Kosovo und zählen auf Deine Unterstützung. Eine Schwester sagte:  „Ich danke euch von Herzen.¨ Es fühlte sich gut an, das zu hören, denn es macht mich stolz. Es macht mich stolz zu wissen, dass Du mit Deiner Spende diese Hilfe ermöglichst. Ich gebe den Dank an Dich für Deine Großzügigkeit weiter. Möge Allah (t) uns weiterhin erlauben durch Dich und Deine Spende noch mehr Notleidenden zu helfen. Amin.

Es war ein erfolgreicher Tag. Denn 20 Familien brauchen sich jetzt den ganzen Winter keine Gedanken mehr darüber machen, ob sie etwas zu essen haben. Alhamdullilah.

Du willst spenden und den Bedürftigen den Winter erleichtern? Dann klicke hier oder ruf uns unter der 0621-40 54 670 an.

Morgen erfahrt ihr, welche Eindrücke ich bei der zweiten Verteilung sammeln konnte und was ich am Kosovo so liebe.

Winterhilfe muslimehelfen

Meine Reise in den Kosovo – Tag 2

Zugehöriges Projekt

Frankfurt am Main Flughafen: geplanter Abflug 9:25 Uhr, tatsächlicher Abflug 14:40 Uhr. Über 5 Stunden Verspätung! Das Flugzeug konnte aufgrund der Wetterlage auf dem Balkan nicht starten. Scheint wohl zu gefährlich zu sein.

Im Kosovo angekommen, war ich umgeben von Schnee. Ich weiß wirklich nicht, wann ich das letzte Mal so viel Schnee auf einem Fleck gesehen habe. Wir, Schwester Zübeyde aus der Projektabteilung und ich, wurden herzlich empfangen und zu unserer Unterkunft gefahren. Die Fahrt vom Flughafen dauerte etwas über eine Stunde und war schon ein Erlebnis für sich.

Im Kosovo haben sie wirklich einen gewöhnungsbedürftigen Fahrstil – Warum nur eine Fahrspur benutzen, wenn man auch zwei benutzen kann? Braucht einer zu lange an der Ampel, dann wird einfach gehupt und schon geht das Ganze etwas schneller. Wird die Ampel doch schon rot, dann fährt man trotzdem drüber. Schließlich sieht man es ja nicht, wenn man die Augen schließt. Seien wir ehrlich, die Beschilderung in Deutschland wird auch überbewertet. Im Kosovo brauchen sie keine Schilder; sie finden den richtigen Weg auch so.

Nach einem fast-Herzinfarkt, kurzer Todesangst und unendlichen Bittgebeten, dass wir gesund ankommen, hatten wir es dann geschafft, alhamdullilah. Klingt komisch, aber irgendwie erinnert mich das ziemlich an meine Heimat Italien.

Naja, jetzt gehe ich mit einem Lächeln ins Bett und erzähle euch morgen, wie die Reise weitergeht und was ich eigentlich im Kosovo will.

Kleiner Tipp: Urlaub machen ist es nicht. 🙂

                                                                                    Winterhilfe muslimehelfen

hier geht’s zu Tag 2

Meine Reise in den Kosovo – Tag 1

Zugehöriges Projekt

Im islamischen Monat Rabi’u l-Awwal fanden in der frühislamischen Geschichte einige bedeutende Ereignisse statt. Herausragend ist hier sicherlich die Hidschra, also die Auswanderung des Propheten Muhammad, Allah segne ihn und schenke ihm Heil, von Mekka nach Medina, im Jahre 1 der Hidschra. Doch spielt bei den Muslimen vielerorts der sogenannte Maulidu n-Nabi (kurz: Maulid; türk.: Mevlid Kandili) auch eine Rolle.

Denkwürdige Ereignisse im Monat Rabi’u l-awwal

Die Geburt des Propheten Muhammad

Die Gelehrten sind sich darüber einig, dass der Prophet, Allah segne ihn und schenke ihm Heil, im „Jahr des Elefanten“ an einem Montag geboren wurde, wobei letztere Angabe vom Propheten selbst stammt. Als er einmal über das Fasten an Montagen befragt wurde, sagte er: „Dies ist ein Tag, an dem ich geboren wurde…“ (Abu Qatada: Sahih Muslim). Nach allgemeiner Auffassung bezog sich diese Angabe auf den Rabi’u l-awwal, den dritten Monat des islamischen Kalenders.

Das genaue Geburtsdatum innerhalb dieses Monats hingegen ist ohne genaue Ahadith (Überlieferungen) mit gesunden Überliefererketten schwer zu bestimmen, da die Araber keine Geburtsregister führten und ihre Zeitangaben für gewöhnlich nicht anhand der Tage, sondern der Jahre machten. So sprachen sie beispielsweise vom „Jahr des Elefanten“, vom „Jahr der Errichtung der Ka’aba“ oder vom „Jahr der Abschiedswallfahrt„. Und weil keiner wusste, dass Allah der Erhabene Großes mit Muhammad, Allah segne ihn und schenke ihm Heil, vorhatte, gibt es über das genaue Datum seiner Geburt auch keine übereinstimmenden und zweifelsfreien Überlieferungen.

Gleichwohl wurden hierüber Angaben gemacht, indem man sich auf verschiedene Quellen stützte. Es wurde u.a. gesagt, dass der Prophet, Allah segne ihn und schenke ihm Heil, am zweiten, achten, neunten, zehnten, zwölften oder siebzehnten Rabi’u l-awwal geboren wurde. Oft wird der Auffassung von Ibn Hazm (1), die sich auf eine Überlieferung des Prophetengefährten Muhammad Ibn Dschubair Ibn Mut’am, möge Allah Wohlgefallen an ihm finden, stützt (2), der Vorzug eingeräumt. Nach ihr erblickte der Prophet, Allah segne ihn und schenke ihm Heil, am achten Rabi’u l-awwal das Licht der Welt (3). Astronomische Berechnungen wie beispielsweise die von al-Chawarizmi (4) stützen diese Ansicht. Aber auch die Annahme von al-Mubarakfori wurde durch astronomische Überlegungen bestätigt: Nach ihr ist der Prophet am neunten Rabi’u l-awwal geboren (5). Dass der Geburtstag des Propheten (s) oft auf den12. Rabi’u l-awwal datiert wird, ist in einigen bedeutenden Sira werken zu finden (6). Diese Daten erscheinen somit am wahrscheinlichsten.
Dessen ungeachtet bleibt festzuhalten, dass die Gelehrten hier unterschiedlicher Meinung sind und dass der Prophet u.a. am Wochentag seiner Geburt zu fasten pflegte, also am Montag. Wohlgemerkt tat er dies nicht nur einmal im Jahr an seinem Geburtstag, sondern regelmäßig. An welchem Montag im Rabi’u l-awwal der Prophet, Allah segne ihn und schenke ihm Heil, nun wirklich geboren wurde, weiß mit letzter Gewissheit nur Allah der Erhabene.

Die Hidschra des Propheten nach Medina

Auch die Hidschra fand im Monat Rabi’u l-awwal statt. In der muslimischen Geschichte ist sie ein Ereignis von herausragender Bedeutung. Immerhin war sie der erste Schritt auf dem Weg zum islamischen Gemeinwesen, das viele Jahrhunderte bestehen sollte und der Menschheit eine einzigartige Zivilisation bescherte. Den Sahaba (Prophetengefährten), möge Allah an ihnen Wohlgefallen finden, war die Hidschra jedenfalls wichtiger als der Geburtstag des Propheten, Allah segne ihn und schenke ihm Heil: Zur Festlegung des Beginns der islamischen Zeitrechnung betrachteten sie die bedeutsamsten Ereignisse ihrer Geschichte, woraufhin ’Umar Ibn al-Chattab, möge Allah Wohlgefallen an ihm finden, ihnen die Wahl zwischen zwei Ereignissen ließ: der Berufung Muhammads zum Propheten und der Hidschra.

Der Tod des Propheten

Die Gelehrten datieren einhellig auch den Todestag des Propheten, Allah segne ihn und schenke ihm Heil, auf einen Montag im Rabi’u l-awwal, die meisten von ihnen auf den zwölften. Es war ein erschütterndes und schmerzliches Ereignis, von dem Ibn Radschab berichtet: „Der Tod von Allahs Gesandtem, Allah segne ihn und schenke ihm Heil, versetzte die Muslime in einen Ausnahmezustand: Einige waren vor Bestürzung fassungslos, sie waren wie gelähmt und fanden keine Worte. Andere wiederum wollten seinen Tod gänzlich nicht wahrhaben“ (7).

Von Anas, möge Allah Wohlgefallen an ihm finden, stammt dazu diese Überlieferung: „Am Tag, an dem Allahs Gesandter, Allah segne ihn und schenke ihm Heil, in die Stadt Medina eintrat, erstrahlte alles in ihr in hellem Glanz. Als dann der Tag kam, an dem er starb, wurde alles in ihr stockfinster. Und als wir die Hände (nach der Beerdigung) des Propheten, Allah segne ihn und schenke ihm Heil, abstaubten, kannten wir (vor Trauer) unsere Herzen nicht wieder“ (Anas Ibn Malik: Ibn Madscha).

Dementsprechend sagte Allahs Gesandter sinngemäß: „Wenn jemand von euch von einem Todesfall getroffen wird, so erinnere er sich an seinen Trauerfall (durch meinen Tod), denn er ist einer der größten Schicksalsschläge“ (Makhul: Sunan ad-Darimi). Al-Qurtubi schreibt hierzu: „Allahs Gesandter, Allah segne ihn und schenke ihm Heil, sprach die Wahrheit, denn der Trauerfall durch seinen Tod ist gewaltiger als jeder Schicksalsschlag, der den Muslim bis zum Tag der Auferstehung treffen kann: die Offenbarungen rissen ab und das Prophetentum starb (mit ihm). Es war der Beginn des Unheils durch den Glaubensabfall arabischer Stämme und dergleichen, …“ (8).

Damit liegt der Geburtstag des Propheten, Allah segne ihn und schenke ihm Heil, zeitlich sehr nah an seinem Todestag, der den größten Verlust und die größte Prüfung für die muslimische Umma darstellt. Angesichts dieser Nähe und der Schwere dieses Ereignisses halten einige Gelehrte die Freude und das Feiern am Maulid für nicht angebracht. Beispielsweise meint Abu „Amr Ibn al-Alaa‘: „Der Monat, in dem der Prophet, Allah segne ihn und schenke ihm Heil, geboren wurde, ist der gleiche wie der, in dem er verstarb. Die Freude in ihm hat also keinen Vorrang vor der Trauer“ (9).

Bedeutung des Maulid bei den Prophetengefährten

Sicherlich war die Geburt des Propheten ein großer Segen nicht nur für die Muslime, sondern für die Gesamtheit der beiden Schöpfungen der Menschen und der Dschinn. Die Sahaba, möge Allah an ihnen Wohlgefallen finden, maßen seinem Geburtstag aber keine überragende Bedeutung zu, zumal seine Geburt zuallererst die Geburt eines normalen Menschen war. Trotzdem kann wohl keiner behaupten, dass die Prophetengefährten den Geliebten, Allah segne ihn und schenke ihm Heil, in ihrer Mitte nicht gebührend ehrten, doch taten sie dies auf andere Art und Weise. Obwohl die drei Ereignisse – die Geburt, die Hidschra und der Tod – in den Rabi’u l-awwal fallen, pflegten die Sahaba in ihm zu ihrem Gedenken keine besonderen gottesdienstlichen Handlungen. Sie hatten begriffen, dass die vollkommene Ehrerbietung und Liebe gegenüber dem Propheten, Allah segne ihn und schenke ihm Heil, darin liegt, seiner Lehre zu folgen. Diese Generation hatte der Prophet persönlich in die Riten des Din (Lebensweise, Religion) eingewiesen und sie ermahnt, daran festzuhalten. Und die Sahaba fügten seiner Lehre nicht das Geringste hinzu.

Maulid zwischen verfehlter Neuerung und Erinnerung

Argumente aufgrund der Sunna des Propheten und seiner Gefährten

So argumentieren denn auch die Gegner des Feierns des Maulid, dass dies ein Brauch sei, der zur Zeit des Propheten, Allah segne ihn und schenke ihm Heil, und seiner Gefährten nicht praktiziert wurde und deshalb als Bid’a (verfehlte religiöse Neuerung) abzulehnen sei. Aufbauend auf dieser Grundthese wird durchaus überzeugend weiter argumentiert, indem beispielsweise gesagt wird, dass man durch das Feiern des Maulid

a) gottesdienstliche Handlungen vollzieht, die in dieser Form nicht vom Propheten gelehrt wurden und

b) dadurch in Abrede stellt, dass der Prophet die Botschaft verkündet, das Prophetentum erfüllt und aufrichtigen Rat gegeben hat – wie die Prophetengefährten, möge Allah Wohlgefallen an ihnen finden, bei der Abschiedswallfahrt bezeugten – und schließlich

c) sogar die Liebe der Sahaba zum Propheten, Allah segne ihn und schenke ihm Heil, in Abrede stellt, da diese seinen Geburtstag nicht feierten.

Einige Befürworter des Maulid-Feierns halten dagegen, dass ja auch das Tarawih-Gebet in der Gemeinschaft, also ein eindeutiger Akt des Gottesdienstes im Monat Ramadan, sowie das Zusammentragen des Korans zu einem Buch erst nach dem Ableben des Propheten, Allah segne ihn und schenke ihm Heil, stattfanden. Diese Argumentation übergeht jedoch die Tatsache, dass beide Dinge von den Sahaba, möge Allah Wohlgefallen an ihnen finden, eingeführt wurden, und dass dementsprechend sicherlich kein Gelehrter Einwände gegen das Feiern des Maulids hätte, wenn die Sahaba oder auch nur die Tabi’un (die Gefährten der Sahaba) dies getan hätten.

Argumente aus dem Koran

Die Gegner beziehen sich in ihrer Ablehnung auch auf den Koranvers: „Heute habe Ich für euch eure Religion vollständig gemacht, und Ich habe meine Gnade an euch erfüllt, und Ich habe für euch den Islam als Religion gewünscht …“ (5:3). In diesem Zusammenhang erläutert Imam Malik diesen Vers folgendermaßen: „Was also an diesem Tag zum Din gehörte, so gehört es zum Din. Und was an diesem Tag nicht zum Din gehörte, so gehört es nicht zum Din“ (10). Demnach widerspräche das Feiern des Maulid also offen diesem Vers, da Allah der Erhabene den Din eben ohne den Maulid als Feiertag vollständig gemacht hat, sondern stattdessen andere Feiertage festlegte.

Doch auch die Befürworter zitieren bisweilen Koranverse, um ihre Position zu stärken. So sage Allah der Erhabene ja eindeutig im Koran: „… und erinnere sie an die Tage Allahs, …“ (14:5). Die „Tage Allahs” bedeuten nach Ibnu l-Dschauzi eben „die Tage Allahs mit seinen Wohltaten, den Geschehnissen der früheren Gemeinschaften“ etc. Und wie bereits erwähnt, war die Geburt des Propheten natürlich eine große Wohltat. Es wird auch die Praxis des Propheten, Allah segne ihn und schenke ihm Heil, angeführt, den Aschura im Gedenken an eine Wohltat, nämlich der Errettung der Kinder Israels und Moses vor dem Pharao, besonders zu begehen, indem er an ihm fastete. Dies wiederum ginge mit dem oben zitierten Koranvers einher.

Argumente aufgrund von Festbräuchen

Zum Maulid gibt es oft besondere Süßigkeiten, und viele kommen einfach nur zum Essen zusammen und erinnern sich dabei an das Vorbild des Propheten, Allah segne ihn und schenke ihm Heil, wogegen nach den Befürwortern ja nichts einzuwenden sei. Vor allem nicht, wenn auch Arme und Bedürftige zum Essen eingeladen werden, wie es in einigen Ländern der Fall ist. Und so sagen auch viele Muslime, dass sie, den Maulid begehen, gerade weil sie den Propheten lieben und seinem Vorbild nachstreben möchten.

Zum Maulid finden auch Versammlungen statt, während derer aus eigens hierfür verfassten Büchern Lobeshymnen vorgetragen werden. Diese beschreiben dann die Geburt des Propheten, Allah segne ihn und schenke ihm Heil, und ihre Begleitumstände, seinen vorzüglichen Charakter und seine Wunder. Einige bekannte Gelehrte wie Abû Schâma al-Maqdisî, Schahâbaddin al-Kastallânî, Ibn Hadschar al-Askalani und Dschalaluddin as-Suyuti betrachteten es als eine gute Handlung aus Anlass der Geburt des Propheten Muhammad (s) sich zu freuen, den Bedürftigen zu helfen und Lobgedichte auf den Propheten (s) vorzutragen. Hierbei ist zu beachten, dass nicht das Maß überschritten wird, wenn nämlich der Geburtstag des Propheten gefeiert wird, wie die Christen den Geburtstag von Isa (Jesus), Friede sei mit ihm, feiern. Denn der Prophet mahnte: „Übertreibt nicht in meinem Lob, so, wie die Christen im Lob (von Isa,) dem Sohn der Mariam, übertrieben haben, denn ich bin ja nur Sein Diener. So sagt: ‚Der Diener Allahs und Sein Gesandter'“ (’Umar: Buchari).

Genau an diesem Punkt setzt auch die Kritik der Gegner des Maulid-Feierns an. Die Ablehnung rührt beispielsweise aber auch von der Erinnerung her, dass sich am Maulid mancherorts Männer und Frauen vermischten und gemeinsam auf den Straßen feierten. Vor allem werden Praktiken kritisiert wie die, dass sich in einigen Ländern die Teilnehmer von Zusammenkünften zum Maulid mit Gesang und Trommeln in Ekstase versetzen und dann aufstehen, da sie dem Irrglauben verfallen sind, dass die Seele des verstorbenen Propheten, Allah segne ihn und schenke ihm Heil, die Versammlung aufsuche. Solche Praktiken sind jedoch sowohl nach Meinung der Kritiker als auch der Befürworter unter den angesehenen Rechtsgelehrten eindeutig außerhalb der Grenzen des Islam.

Gegner und Befürworter sprechen nicht von derselben Sache

Angesichts des Vorausgegangenen kommt der Gelehrte ’Ali Mahfudh zu dem Schluss, dass die Parteien in der Maulid-Debatte im Wesentlichen über zwei verschiedene Dinge sprechen: Die Kritiker erheben Einspruch gegen Praktiken, die generell nicht akzeptierbar sind, während diejenigen, die die Erinnerung an den Maulid befürworten, über etwas sprechen, was generell erlaubt ist (11). Demnach sei gegen das Begehen des Geburtstags des Propheten (s) nichts einzuwenden, wenn islamisch nicht akzeptierbare Praktiken gemieden würden. Zur genaueren Unterscheidung meint der Gelehrte Mutwalli ad-Darsch folgerecht: „Wir nennen es keine Feier, sondern eine Erinnerung an den Geburtstag des gesegneten Propheten, Allah segne ihn und schenke ihm Heil“ (12).

In diesem Sinne spricht sich auch der Gelehrte Yusuf al-Qaradawi dafür aus, Anlässe wie den Maulidu n-Nabi dafür zu nutzen, um prophetische Werte vom Staub der Zeit zu befreien:

„Wir alle wissen, dass die Gefährten des Propheten, Allah segne ihn und schenke ihm Heil, weder den Geburtstag des Propheten, noch die Hidschra oder die Schlacht von Badr feierten. Da sie solche Ereignisse zu Lebzeiten des Propheten selbst miterlebt hatten, dachten sie ständig an ihn und trugen ihn immer in ihren Herzen.“

Sa’d Ibn Abi Waqqas sagte, dass sie ebenso darauf bedacht waren, ihren Kindern die Geschichten von den Schlachten des Propheten zu erzählen, wie sie darauf bedacht waren, ihnen den Koran zu lehren. So erinnerten sie ihre Kinder immer wieder an die Ereignisse zu Lebzeiten des Propheten und bedurften solcher Feiern nicht. Die nachfolgenden Generationen jedoch vergaßen diese ruhmreiche Geschichte und ihre Bedeutung. Und so begann man damit, diese großen Ereignisse zu begehen, um sie und ihre Werte wieder aufleben zu lassen und von ihnen zu lernen.

Leider beinhalten solche Festtage einiges an Bid’a, wo sie doch veranstaltet werden sollten, um die Menschen an das Leben des Propheten und seinen Ruf zu erinnern. … Solche Anlässe sind dafür da, die Menschen zu erinnern, wie der Prophet lebte“ (13).

Wa-Llahu a’lam wa bi-Llahi t-Taufiq

Und Allah der Erhabene weiß es am besten, und mit Allah dem Erhabenen ist der Erfolg.

 

Anmerkungen

(1) Ibn Hazm: Dschawami’u s-Sira.
(2) Ibn Kathir: al-Bidaya wa n-Nihaya.
(3) Ibn Dahija bestätigte diese Angabe in at-Tanwir fi Maulidi l-Baschiri n-Nadhir, und auch al-Albani war zugeneigt, diese Angabe für authentisch zu halten (vgl. Sahihu s-Siratu n-Nabawija).
(4) Abu Dscha’far Muhammad Ibn Musa al-Chawarizmi (ca.163 – 231 n. H., 780 – 846 n. Chr.), muslimischer Astronom und Mathematiker, hierzulande bekannt als „Charismi“ oder „Algorismi“. Von seinem Namen leitet sich der Ausdruck Algorithmus ab. Zu den Berechnungen von al-Chawarizmi siehe: Muhammad Ibn Abdullah Ibn Sajid an-Nas: ’Ujunu l-Athar.
(5) Safiyu r-Rahman al-Mubarakfori: ar-Rahiqu l-machtum. Al-Mubarakfori bezieht sich in seiner Annahme auf den Gelehrten Muhammad Sulaiman Mansurfori sowie auf die Berechnungen des Astronomen Mahmud Bascha.
(6)Ibn Ishaq (S. 25), Ibn Hischam (Bd. I, S. 167, 168), Tabari (Bd. XI, S. 248,249), Baihaqi (Bd. I, S. 74) und Ibnu l-Dschauzi (Bd.I, S. 155)

(7) Ibn Radschab: Lata’ifu l-Ma’arif.
(8) Tafsiru l-Qurtubi.
(9) Zitiert in al-Fakahani: al-Maurid fi Hukmi l-Maulid.
(10) Asch-Schatibi: al-I’tisam.
(11) Mahfudh, ’Ali: al-Ibda’ fi Mazari l-Ibtida’
(12) https://www.sunnah.org/fiqh/drshmld.html
(13) https://www.islamonline.org/fatwa/english/FatwaDisplay.asp?hFatwaID=34150

Maulidu n-Nabi – der Geburtstag des Propheten (ﷺ)

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