Die Begünstigten bedanken sich

Im Koran werden nur drei Sachen mit der Bedingung „auf dem Wege Allahs“ (fi sabilillah) anbefohlen, und zwar der Dschihaad (Einsatz), die Hidschra (Auswanderung) und der Infaaq (Spenden).

Der Infaaq ist in einem gewissen Sinne ein „finanzieller Dschihaad“ und in einer weiteren Dimension eine Hidschra. Mit dieser Auswanderung entfernt man sich von den irdischen Gütern (mataa) und streitet den ewigen Gaben (na’iim) entgegen.

Der koranische Begriff ‚Infaaq‘ wird von der Wortwurzel „nafaqa“ abgeleitet. Es heißt übersetzt „weggeben, ausgeben, zu Ende gehen“. Als islamischer Fachbegriff meint man das „Teilen einer nutzbringenden Sache mit denen, die dieser Sache bedürfen ohne eine Gegenleistung von dem Nutznießer dafür zu erwarten.“ Da dasVerb „nafaqa“ transitiv ist, deutet das Wort darauf hin, dass diese Ibadah (der Gottesdienst) nicht umgesetzt werden kann, wenn es kein Gegenüber gibt, dem man etwas zukommen lassen kann.

Eigentlich ein interressanter Gedanke: Was wäre, wenn wir spenden wollten und keiner würde es benötigen bzw. die Menschen würden es nicht von uns annehmen?

Die verpflichtende Abgabe (unter bestimmten Voraussetzungen) wird Zakat genannt. Es ist somit die „verpflichtende Infaaq“, die Allah von den Gläubigen verlangt. Zakatbedeutet übersetzt „Vermehrung, Steigerung und die Hinführung in einen reinen, unbefleckten Zustand“.

Es ist eine der koranischen Sichtweisen, dass man mit der Zahlung der Zakat sein Vermögen ‚vermehrt‘ und ‚reinigt‘.

Hier kommt das Prinzip der „imanischen“ Rationalität und Mathematik zum Tragen. Nach Adam Riese ergibt vierzig minus eins – der abzugebende Zakatanteil beträgt 1/40 – neununddreißig. Nach der „imanischen Mathematik“ beträgt vierzig minus eins aber vierhundert! Allah gibt durch die Abgabe des vierzigsten Teils soviel Barakah (Segen), dass sich das Vermögen vierhundertfach ‚vermehrt‘. Wer es nicht glaubt, der muss es mal selbst probieren. Barakah ist ählich der Vermehrung der Früchte wie die Vervielfachung einer Frucht durch die Beschneidung der Äste an einem Baum.

Im Fiqh wird die Infaaq, die über die Pflicht hinaus unternommen wird, also naafila ist, als „Sadaqa“ bezeichnet. Das Wort „Sadaqa“ bedeutet „Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Redlichkeit und Treue“.

Welche inhaltliche Verbindung besteht somit zum Spenden ?

Die Muslime betrachten ihren Besitz und ihr Vermögen nicht als ihren „eigenen“ Besitz, sondern als ein anvertrautes Gut (amaana) von ihrem Schöpfer. Das anvertraute Gut soll deswegen nach dem Willen des wahren Besitzers benutzt werden und Allah will, dass wir unser Vermögen mit anderen teilen. Das Vermögen zu teilen und in diesem Sinne auszugeben, ist also Treue gegenüber der amaana und Redlichkeit gegenüber Allah gefordert.

Vermögen und Besitz anzuhorten und damit zu geizen bedeuten hingegen Verrat.

Rüstü Aslandur, muslimehelfen

Infaaq, Hidschra und Dschihaad

Zugehöriges Projekt

Jusuf Qurtubi

Im Monat Ramadan liegen einige erinnernswerte Ereignisse der islamischen Frühgeschichte. Es besteht nicht die Sitte, jene Tage auf besondere Weise zu begehen. Frommes Gedenken an die Zeit des Heiligen Propheten (s) ist uns Muslimen aber immer eine tiefempfundene Herzenssache.

10. Ramadan

Am 10. Ramadan im Jahre 619 verschied Chadidscha, die erste Gattin des Heiligen Propheten Muhammad (s). Als später den alternden Gottgesandten die Last der Verantwortung immer schwerer drückte, erinnerte er sich gerne an die 25 glücklichen Jahre, die ihm mit der edlen Chadidscha vergönnt waren. Neben ihr hatte er keine zweite Frau. Er bekannte von Chadidscha in Dankbarkeit und Wehmut: „Als ich arm war, machte sie mich reich. Als mich alle verließen, gab sie mir Mut. Als andere mich zum Lügner erklärten, glaubte sie mir.“ Chadidscha war die erste Muslima.

17.Ramadan

Am 17. Ramadan des Jahres 624 fand die ruhmreiche Schlacht bei Badr statt. Es war die erste kriegerische Auseinandersetzung, zu der das junge islamische Gemeinwesen in Medina gezwungen wurde. Da der Ort Badr in der Nähe von Medina liegt, kann es sich in der Schlacht von Badr nicht um einen islamischen Angriff gegen die Götzendiener in Mekka gehandelt haben. Es ist übrigens eine unbestreitbare Tatsache, dass sich alle Kämpfe, zu denen die Muslime gezwungen wurden, in der Nähe von Medina abspielten. Damals besiegte eine ungeübte und ungenügend ausgerüstete Schar von 313 Muslimen ein kampferprobtes 1000-Mann-Heer der mekkanischen Götzendiener. Auf den Sieg bezieht sich der Qur’anvers: „Nicht ihr habt sie geschlagen, sondern Gott schlug sie. Und du (o Prophet) warfest nicht, als du warfest, sondern Gott warf. Auf dass Er den Gläubigen von sich aus eine schöne Gnade erweise. Wahrlich, Gott ist allhörend, allwissend.“ (8: 18)

19. Ramadan

Am 19. Ramadan des Jahres 630 erlebte die Geschichte einen großartigen Beweis von Menschlichkeit. Es war die unblutige Eroberung Mekkas durch das 10.000 Gläubige zählende Heer des Propheten. An jenem Tage nämlich, nach der bedingungslosen und ohne Schwertstreich erfolgten Kapitulation der Stadt, vergab der Heilige Prophet (s) den Ungläubigen, die die Gläubigen jahrelang aufs erbittertste und grausamste verfolgt hatten. Der Gottgesandte folgte damit dem weisen Rat des Heiligen Qur’an: „Wehre das Böse ab mit dem, was das Beste ist. Und siehe, der zwischen dem und dir Feindschaft war, wird in der Tat ein warmer Freund.“ (41:35) Das Ergebnis der vom Heiligen Propheten (s) geübten Verzeihung war der Übertritt der ergriffenen Einwohner Mekkas zum Islam. Das wiederum hatte einen großen Prestigegewinn des Islam unter den noch heidnischen Stämmen Arabiens zur Folge. Denn Mekka war das Herz der Wüsten und Steppen, deren religiöser, wirtschaftlicher und politischer Mittelpunkt. Wem Mekka gehörte, gehörte Arabien.

22.Ramadan

Am 22. Ramadan im Jahre 602 wurde Ali geboren, der spätere, vierte Kalif (656-661). Ali war Vetter des Heiligen Propheten Muhammad (s). Er hatte Fatima, eine Tochter des Propheten, zur Frau. Ali war der erste Muslim und hatte vortrefflich die islamische Lehre verstanden. Der Heilige Prophet (s) sagte über sein inniges Verhältnis zu seinem Vetter und Schwiegersohn Ali: „Ich bin die Stadt des Wissens und Ali ist ihr Tor.“

Die Nacht vom 26. auf den 27. Ramadan

In der Nacht vom 26. auf den 27. Ramadan im Jahre 610 wurde Muhammad (s) von Gott mit dem Prophetentum ausgezeichnet, jener Muhammad (s), dem seine Landsleute wegen seiner Ehrlichkeit den Beinamen „der Vertrauenswürdige“ gegeben hatten. Die Nacht wird im Heiligen Qur’an „Nacht der göttlichen Macht“ genannt und ist Gegenstand der Sure 97: „Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen. – Wahrlich, Wir offenbarten ihn (den Koran) in der Nacht der göttlichen Macht. – Und was lehrt dich wissen, was die Nacht der göttlichen Macht ist? – Die Nacht der göttlichen Mach ist besser als tausend Monate. – In ihr stiegen die Engel und der Geist (Erzengel Gabriel) herab nach dem Gebot ihres Herrn, mit all den Anordnungen (der Qur’an). – Friede und Heil herrscht bis zum Anbruch der Morgenröte.“ (97: 1-6) Die Offenbarung in der Nacht der göttlichen Macht bestand zwar nicht aus dem ganzen Qur’an, sondern nur aus den ersten sechs Versen der Sure 96: „Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen. – Trage vor im Namen deines Herrn der; erschaffen hat. – Er hat den Menschen erschaffen aus einem kleinen  Blutklumpen. – Trage vor! Dein Herr ist ja der Allgütige, der den Menschen durch die Feder lehrte. – Er lehrte den Menschen, was er nicht wusste.“

 Link zu Zwölf Dinge, die man in der Lailatu l-Qadr tun kann

Quelle:

Aus: Al-Islam, Ramadan 1379 n. H., 1960 n. Chr.

Gedenktage im Ramadan

Zugehöriges Projekt

Für einige ist der kommende Ramadan (der erste Ramadantag ist der 20.7., der letzte ist der 18.8.) vielleicht der erste, den sie erwarten, andere dürfen die Atmosphäre des gesegneten Monats durch Allahs Gnade dieses Jahr zum wiederholten Mal erleben.

Ganz gleich der wievielte Ramadan es für einen ist, jedes Mal erfasst die Gläubigen eine freudige Erwartung für diese besondere Zeit. Wahrscheinlich sind sich viele nicht einmal der unzähligen Möglichkeiten bewusst, die diese Zeit für die Gläubigen bereithält. So gibt der Ramadan uns z.B. die seltene Chance der Bergung eines Schatzes und die Reinigung des Erzes, sowie die Raffinierung des Schlamms und des Gerölls, also all dessen, was sich in einem Jahr bei jedem von uns an Ballast angesammelt hat.

In diesem Monat der Reinigung wird ein besonderes Programm zur Erziehung aufgelegt. In allen Religionen ist bekannt, dass eines der Mittel der Erziehung zur Beherrschung des Egos der Hunger ist. Dies ist eine Erziehung zur Selbstüberwindung und zugleich ein Weg zur Bewusstmachung, dass es Menschen gibt, die tagtäglich Hunger erleiden und in diesem Fastenmonat kein Iftar am Abend haben.

„Mit dem Schweren kommt das Leichte“, teilt uns Allah im Koran mit. Eine Erleichterung Allahs im einmonatigen Erziehungsprogramm ist, dass die guten Handlungen dem Gläubigen leicht gemacht und die schlechten Taten ihm erschwert werden.

Allah richtet also alles darauf aus, dass so wenig Hürden wie möglich beim Ramadan-Selbsterziehungsprogramm entstehen. Die Diener Allahs sollen es so leicht wie möglich haben gottesdienstliche Handlunge vorzunehmen, die sie Ihm näher bringen.

Jeder, der diese gesegnete Atmosphäre einmal selbst erlebt hat weiß, dass ihm Erfolg beschieden ist: Der Ramadan schenkt jedem Gläubigen eine ganz neue Persönlichkeit.

Aber dies geschieht nur, wenn die Gläubigen das Fasten nicht als bloßes Hungern und Dürsten verstehen, sondern als ein „an sich Halten“ und eine Kontrolle der eigenen Bedürfnisse im ganzheitlichen Sinne.

Den wirklichen Unterschied macht also dieser Monat erst dann, wenn wir ihn nicht nur über uns „ergehen“ lassen, sondern wir ihn mit dem Koran, den freiwilligen Gebeten, dem Sahur, den gemeinsamen Festenbrechen erleben. Lassen wir uns deshalb inspirieren und durch diesen Monat Frieden in unsere Umgebung ausstrahlen: Lächeln, geduldig sein, Familienmitgliedern, Freunden, Kollegen und Nachbarn Gutes tun usw. Geben wir die folgende Ramadan-Botschaft an unsere Mitmenschen weiter: Ich halte mich nicht nur beim Essen und Trinken zurück, sondern auch fern von Streit. Und: Ich halte Frieden und verbreite ihn.

In diesem Sinne wird ein Fastender zu einem Friedensbotschafter.

Durch das Erleben des Ramadans werden viele erstaunt bemerken, dass dieser Monat uns nicht nur Allah näher bringt, sondern auch unseren Mitmenschen.

Halten wir also gleich den Ramadan in den ersten Tagen an der Hand, damit er uns zum gewünschten Ziel und in die gewünschte Atmosphäre versetzt.

Beglückwünschen wir uns gegenseitig zu der freudigen und segensreichen Zeit, die wir als Muslime als wunderbares Geschenk erhalten haben.

Möge Allah uns befähigen diese Zeit aufs Beste zu verbringen und ihn im wahrsten Sinne des Wortes zu erleben. (Amin)

Rüştü Aslandur, muslimehelfen

Den Ramadan 2012 erleben!

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