Die Begünstigten bedanken sich

Radschab ist einer der „Heiligen Monate“ (al-Aschhuru l-hurum), die Allah im Koran erwähnt:

„Die Anzahl der Monate bei Allah ist ja zwölf Monate in der Schrift Allahs, am Tag, als Er die Himmel und die Erde geschaffen hat. Davon sind vier heilig, dies ist die rechte Religion, also tut euch selbst in ihnen kein Unrecht an…“ (9:36).

Im Koran ist nicht erwähnt, welche dieser Monate heilig sind. Aber der Prophet Muhammad, Allah segne ihn und schenke ihm Heil (s), erwähnte sie in seiner Abschiedspredigt: „… Das Jahr hat zwölf Monate. Davon sind vier heilig, drei aufeinanderfolgende: Dhu’l-Qa’da, Dhu’l-Hiddscha und Muharram, und der Radschab von Mudar, der zwischen Dschumada und Scha’ban liegt“ (Buchari).

ALLAH ZEICHNET AUS

Allah hat also aus den zwölf Mondmonaten vier auserwählt und diese heilig gemacht. Auserwählen und Auszeichnen sind Eigenschaften Allahs: „Und dein Herr erschafft, was Er will, und Er erwählt“ (28:68). Allah erwählte aus Seiner Schöpfung Zeiten, Orte und andere Dinge und zeichnete sie besonders aus. Qatada gibt hierfür einige Beispiele: „Er erwählte von den Engeln und den Menschen Gesandte, aus den Worten den Koran, von den Orten die Moscheen, von den Monaten den Ramadan und die Heiligen Monate, von den Tagen den Freitag und von den Nächten Lailatu l-Qadr. Also ehrt, was Allah geehrt hat. Denn die Dinge werden ja mit dem geehrt, mit dem Allah – nach den Gelehrten und Verständigen – sie geehrt hat“ (Tafsir Ibn Kathir).

Ibn Abbas erklärt die „Heiligkeit“ bzw. das Besondere der vier Heiligen Monate so: „… Und Er machte die Sünde in ihnen schwerwiegender und das rechtschaffene Tun und die Belohnung gewaltiger. “ (Tafsir Ibn Kathir).

Allah fordert uns deswegen auf, das hoch zu achten, was Er geehrt hat: „Ihr, die glauben, entweiht nicht die heiligen Riten Allahs und nicht den heiligen Monat…“ (5:2), da dies zur Gottesfurcht gehört: „… und wer die heiligen Riten Allahs hoch achtet , so ist das ja etwas von der Gottesfurcht der Herzen“ (22:32).

DIE HEILIGEN MONATE VOR DEM ISLAM UND DIE WIEDERHERSTELLUNG DES URSPRÜNGLICHEN KALENDERS

Auch vor dem Islam war es bei den Arabern üblich, vier heilige Monate zu achten, indem sie während dieser Zeit ihre Stammeskämpfe einstellten. Im Laufe der Zeit fingen sie aber damit an, die Heiligkeit der Monate aufzuschieben. So hoben sie beispielsweise die Heiligkeit des Muharram auf und legten sie auf den Monat Safar, so dass sie im Muharram ihre Kriege führen konnten; dabei hielten sie aber an vier heiligen Monaten fest. Dieses Aufschieben eines Heiligen Monats nannten sie an-Nasii’. Sie schoben die Heiligkeit aber nicht jedes Jahr auf, sondern wie es ihnen gerade beliebte. Auf diese Weise geriet der Mondkalender derart durcheinander, dass Allah ihn für alle Zeiten festschrieb und dem Aufschieben Einhalt gebot: „Die Anzahl der Monate bei Allah ist ja zwölf Monate in der Schrift Allahs, … Davon sind vier heilig, dies ist die rechte Religion…“ (9:36). „Das Aufschieben ist ja Hinzufügung zur Glaubensverweigerung, womit diejenigen fehlgehen, die den Glauben verweigern. Sie gestatten es ein Jahr und verwehren es ein Jahr, damit sie die Anzahl übereinstimmend machen mit dem, was Allah heilig gemacht hat, also gestatten sie, was Allah verwehrt hat…“ (9:37). Der Prophet (s) definierte die Heiligen Monate dann in oben zitiertem Hadith näher und wies auch dem Heiligen Monat Radschab wieder seinen richtigen Platz zu, in dem er sagte: „… der Radschab von Mudar, der zwischen Dschumada und Scha’ban liegt“ (Buchari). Mudar war ein Stamm, der die Heiligkeit des Radschab achtete und nicht an ihr rüttelte.

Auf diese Weise wurde, dank der Gnade Allahs, dem islamischen Kalender während der Abschiedswallfahrt von Allahs Gesandtem (s) wieder die Form gegeben, die die Zeit am Anfang der Schöpfung hatte. Dies ist die Bedeutung der Worte von Muhammad (s): „Die Zeit (d.h. die Reihenfolge der Monate) ist wieder am gleichen Punkt angelangt, wie an dem Tag, an dem Allah die Himmel und die Erde geschaffen hat“ (Buchari).

Die Festlegung der neuen, alten Ordnung war wichtig, da die Muslime beispielsweise sonst irgendwann nicht mehr die richtige Zeit für den Hadsch und den Fastenmonat Ramadan gekannt hätten. Und auch sonst richtet sich alles im Islam nach dem Mondkalender: „Sie fragen dich nach den Neumonden. Sag: Es sind festgesetzte Zeiten für die Menschen und die Wallfahrt…“ (2:189). Zeitangaben, islamische Regeln und gottesdienstliche Handlungen richten sich alle nach dem Mondkalender.

DER MONAT RADSCHAB

Der Heilige Monat Radschab liegt als siebter Monat in der Mitte des islamischen Kalenders und steht – im Gegensatz zu den drei aufeinanderfolgenden Heiligen Monaten Dhu l-Qa’da, Dhu l-Hiddscha und Muharram – als Heiliger Monat einzeln. Indem die Araber früher die Heiligkeit des Radschab auf den Safar verschoben, der unmittelbar an den Muharram anschließt, „achteten“ sie so das Kampfverbot an vier aufeinanderfolgenden Monaten im Jahr und gingen im übrigen Jahr ihren Stammesfehden nach. Vor diesem Hintergrund sind einige Gelehrte der Ansicht, dass der Radschab als Heiliger Monat in der Mitte des Jahres liegt, damit die Kämpfenden sich auch außerhalb der drei aufeinanderfolgenden Monate an einen Waffenstillstand hielten. Damit gab Allah den Kriegsparteien in der Mitte kämpferischer Auseinandersetzungen die Möglichkeit zu einem Waffenstillstand, der sich auch über den Heiligen Monat hinweg bis zu den nächsten Heiligen Monaten und weiter ausdehnen konnte und sollte. Der Radschab war somit auch eine Gelegenheit, Konflikte friedlich zu lösen und sollte, wie die übrigen Heiligen Monate, dem Frieden in der Gesellschaft dienen.

Trotz seiner Einzelstellung im Kalender besitzt der Radschab den gleichen Stellenwert wie die übrigen Heiligen Monate. Einige fasten speziell im Radschab vermehrt, weil sie diesem Monat eine besondere Bedeutung vor den anderen Heiligen Monaten einräumen; hierfür gibt es aber keine authentische Überlieferung. Andere feiern die Nacht zum 27. Radschab, weil es heißt, der Prophet (s) sei in dieser Nacht seine Himmelsreise (al-Israa’ wa l-Mi’raadsch) angetreten. Die Gelehrten nehmen zwar mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit die Richtigkeit dieses Datums an, aber ganz sicher ist es nicht. Vom Propheten (s) und seinen Gefährten ist jedenfalls nicht bekannt, dass sie diese Nacht im Gedenken an die Himmelsreise besonders feierten oder zu ihrem Anlass besondere gottesdienstliche Handlungen vollbrachten.

WIE EHRT MAN DIE HEILIGEN MONATE?

Der Prophet Muhammad (s) empfahl ganz allgemein, während der Heiligen Monate freiwillig zu fasten (Abu Dawud) (, also nicht nur während des Radschab). Doch wie für den Monat Muharram gilt auch für die anderen Heiligen Monate, dass man nicht den ganzen Monat vollständig fasten soll.

Da, wie Ibn Abbas oben ausführt, Sünden in den Heiligen Monaten schwerwiegender sind, ist man natürlich besonders bestrebt, keine zu begehen. Ebenso bemüht man sich verstärkt um rechtschaffene Taten, da Allah dafür in dieser Zeit größere Belohnung gewährt (natürlich gilt dies auch für Spenden an muslimehelfen und andere wohltätige Zwecke :-). Die Heiligen Monate sind eine gute Gelegenheit, die Reue (Tauba) zu erneuern und aufrichtig um Vergebung zu bitten.

Außerdem mahnt uns Allah im Koran: “… also tut euch selbst in ihnen (den Heiligen Monaten) kein Unrecht an…“ (9:36).

Unmittelbar bezog sich diese Ermahnung auf die Praxis der Araber, die Heiligkeit eines Monats zu verschieben und sich im eigentlich Heiligen Monat gegenseitig zu bekämpfen und zu töten. Die Gelehrten fassen die Bedeutung des oberen Verses aber weiter, indem sie sagen, dass Allah uns auch vor anderen Arten warnt, uns selbst Unrecht anzutun, wobei diese Warnung für alle Zeiten gilt und nicht nur für die Heiligen Monate. Der Prophet (s) warnte uns vor den Folgen des Unrechts: „Unrecht wird tiefste Finsternis sein am Jüngsten Tag“ (Buchari).

Im weiteren Sinne bedeutet es Unrecht gegen uns selbst, wenn wir uns mit selbstzerstörerischen Dingen aufhalten und unser Wissen um unsere Religion nicht umsetzen, wenn wir Dinge tun, obwohl wir wissen, dass sie verboten sind, und wenn wir unsere Pflichten nicht erfüllen, obwohl wir sie kennen.

Es ist Unrecht gegen uns selbst, ein Leben zu führen, ohne dass wir uns um unseren Din (Lebensweise, Religion) kümmern und auch andere in dieser Hinsicht unterstützen.

Es ist Unrecht gegen uns selbst, besonders segensreiche Zeiten verstreichen zu lassen, ohne sie uns zunutze zu machen und nur nach Materiellem zu streben, anstatt uns darum zu sorgen, wie viele gute Taten wir vollbracht haben.

Es ist Unrecht gegen uns selbst, für die Gnaden, die wir von Allah erhalten, undankbar zu sein: Wenn wir die Gnade des Augenlichts missbrauchen, um verbotene Dinge anzuschauen, die des Hörvermögens, um verbotene Dinge zu hören und die der Zunge, indem wir üble Nachrede betreiben, lästern, lügen und andere falsch beschuldigen, sind wir undankbar.

Es ist inschaa’ Allah eine gute Zeit, über die Gnaden nachzudenken, die Allah uns erwiesen hat und darüber, wie wir sie eingesetzt haben. Haben wir sie eingesetzt, um damit Allahs Wohlgefallen zu erlangen oder um Ihm ungehorsam zu sein? Allah sagt im Koran: „Und Er hat euch gegeben von allem, was ihr von Ihm erbeten habt, und wenn ihr die Gnaden Allahs zählen würdet, ihr errechnet sie nicht. Der Mensch ist ja bestimmt ein Unrechthandelnder, Dankverweigerer“ (14:34).

Und Allah weiß es am besten, und mit Allah ist der Erfolg.

Die Heiligen Monate und der Monat Radschab

Zugehöriges Projekt

Am 28.09.2003 begann der islamische Monat Scha’baan. Scha’baan ist ein Monat, der häufig nur geringe Beachtung findet, da er zwischen dem heiligen Monat Radschab und dem segenbringenden Ramadan liegt.

Und so versäumen es viele Muslime, sich im Scha’baan darum zu bemühen, vermehrt gottesdienstliche Handlungen wie Fasten, freiwillige Gebete, Spenden und andere gute Werke zu vollbringen. Dabei erhält derjenige, der sich in einer Zeit allgemeiner Achtlosigkeit und Vernachlässigung besonders um gottesdienstliche Handlungen bemüht, gewaltige Belohnung von Allah. Es erscheint deshalb angebracht, uns und unsere lieben Geschwister daran zu erinnern, dass derjenige, der Allah im Scha’baan besonders dient, sich gleich in zwei schönen Tugenden übt: a) bereitet er sich auf den Ramadan vor und b) gedenkt er Allahs in einer Zeit allgemeiner Achtlosigkeit.

Der Prophet Muhammad, Allah segne ihn und schenke ihm Heil, sagte über den Monat Scha’ban sinngemäß: „Dies ist ein Monat, den die Menschen vernachlässigen – zwischen Radschab und Ramadan; in ihm werden die Werke zum Herren der Welten emporgehoben, und ich möchte, dass meine Werke emporgehoben werden, während ich faste“ (Ahmad, an-Nasa’i). Ibn Radschab sagte, dass das Fasten im Scha’baan wie eine Vorbereitung auf den Ramadan sei, damit das Fasten im Ramadan nicht beschwerlich und anstrengend beginnt, sondern man sich bereits daran gewöhnt hat. Auf diese Weise kann man inschaa’ Allah jeden kostbaren Augenblick im Ramadan bestmöglich und gewinnbringend einsetzen. Aischa berichtete, dass der Prophet, Allah segne ihn und schenke ihm Heil, in keinem anderen Monat mehr freiwillig zu fasten pflegte, als im Scha’baan (Buchari) und dass er fast den gesamten Scha’baan hindurch freiwillig fastete (Muslim).

Scha´baan

Zugehöriges Projekt

Antakya, das biblische Antiochien, in der türkischen Provinz Hatay ist die der syrischen Grenze nächstgelegene Stadt. In einer Seitenstraße stehen mehrstöckige Häuser, darin Wohnungen rechts und links der Treppen. In einer dieser Wohnungen im Erdgeschoss stehen in zwei Zimmern jeweils drei Betten. Auf jedem dieser Betten liegt ein Mann mit Schussverletzungen. Einer ist schon länger hier, ein anderer erst vor ein paar Tagen angekommen. Was sie berichten, ist ähnlich. Sie sind Syrer und kommen aus dem Grenzgebiet, nicht aus großen Städten. Sie wurden von syrischen Sicherheitskräften beschossen. „Ich hielt einen Ölbaumzweig in der Hand“, sagt mir einer von ihnen, dessen linker Arm getroffen wurde. Die Wunde ist verheilt, doch der Arm ist sichtbar deformiert und seither gelähmt. „Wir waren am Freitag in der Moschee“, sagt ein anderer, „danach haben wir demonstriert. Ein gepanzertes Fahrzeug schoss in die Menge.“ Sein linkes Bein ist bandagiert, die Wunde noch offen. Auch bei ihm gibt es Lähmungserscheinungen. Gäbe es die kleine Wohnung nicht, in der die Patienten untergebracht und versorgt werden, müssten sie Aufnahme in einem der sechs großen Flüchtlingslager suchen, die von der türkischen Regierung in Grenznähe eingerichtet wurden. Ich solle eines dieser Lager besuchen, sagt man mir und empfiehlt das in Bohşin. Dr. H., ein junger Arzt, fährt hin, und ich kann ihn begleiten. Er ist Kinderarzt syrischer Herkunft, lebt und arbeitet aber in Saudi-Arabien und hat sich entschlossen, seinen vierwöchigen Jahresurlaub hier zu verbringen und zu helfen. Für einige der Kinder, die er gestern untersuchte, bringt er nun die notwendigen Medikamente.

Was ich in Bohşin sehe, bestätigt meine Erwartungen. Ja, Flüchtlinge leben nicht in Fünf-Sterne-Hotels, und es gibt immer etwas, das man besser machen kann. Doch die 1700 syrischen Flüchtlinge hier sind gut versorgt. Das Lager wird vom Türkischen Roten Halbmond betrieben. Verglichen mit anderen Flüchtlingslagern, die ich im Laufe der Jahre gesehen habe, ist es beeindruckend gut organisiert, und trotz der meiner Ansicht nach vermeidbaren Enge ist es sehr sauber. Ich sehe keinen Menschen in abgetragener oder schäbiger Kleidung, kein Kind weint, weil es hungert. Es gibt regulären Unterricht für die etwa 500 Schüler, die Lehrer sind überwiegend Türken aus der Umgebung von Antakaya, und die meisten von ihnen sprechen ohnehin, wie viele Menschen im Grenzgebiet, auch Arabisch. Man hat die Türkei kritisiert, weil sie internationalen Hilfsorganisationen nicht Tür und Tor öffnet, aber man berichtet kaum darüber, was die Türkei hier selbst leistet. Das ist merkwürdig.

Im Gespräch mit einem der Vertrauensmänner der Flüchtlinge, der uns durch das Lager führt, erfahre ich indes, dass es für die Lagerinsassen jenseits des Schulalters keine besondere Betreuung gibt. Kann man da nichts tun? frage ich. Nein, heißt es, so etwas ist nicht vorgesehen. Kann man nicht eine Befragung machen, sage ich, um festzustellen, woran eventuell Interesse besteht? Darauf erhalte ich eine Antwort, die mich erstaunt: „Das ist eine gute Idee, das hat noch niemand vorgeschlagen.“ Diese Antwort drückt wohl die Lage aus, in der sich die Flüchtlinge befinden. Sie hoffen, nur vorübergehend bleiben zu müssen und haben sich innerlich auf einen langen Zeitraum nicht eingestellt. Dabei sind viele von ihnen nun schon um die neun Monate hier…

Ich betone, dass man die Zeit nicht einfach verstreichen lassen sollte. Vor allem die jungen Leute, die zwar die Schule abgeschlossen, aber nun keine Möglichkeiten zur Weiterbildung haben, brauchen eine Perspektive. Muslime Helfen, denke ich mir, ohne es an dieser Stelle zu sagen, kann so ein Vorhaben unterstützen. Klärt bitte, empfehle ich stattdessen, ob nicht in einem großen Zelt eine Lehrwerkstatt vorstellbar ist, um diejenigen in Handwerk und Technik auszubilden, die dafür in Frage kommen, natürlich in Absprache mit der Lagerverwaltung. Haben denn einige der Frauen Nähmaschinen, will ich weiter wissen, so etwas ist doch bei der Instandhaltung der Kleidung, vor allem auch der Kinder, sicher hilfreich? Nein, Nähmaschinen gibt es nicht, erfahre ich. Auch hier könnte Muslime Helfen also etwas tun, vielleicht haben ja manche Frauen und Mädchen Interesse an der Schneiderei. Es wird mir zugesagt, diesen Fragen nachzugehen und baldmöglichst Bescheid zu geben.

Wir sitzen im großen Moschee-Zelt und warten auf die Kinder, die ihre Medikamente bekommen sollen. Sie werden von ihren Eltern gebracht, nachdem der Vertrauensmann der Lagerinsassen sie über Lautsprecher ausgerufen hat. Der Arzt sieht das Kind nochmals an und erläutert Vater oder Mutter die Anwendung des Medikaments. Zwar gibt es im Flüchtlingslager auch eine Krankenstation, doch die Versorgung und damit der Heilungsverlauf können nach Ansicht von Dr. H. durch Unterstützung von außerhalb erheblich verbessert werden. So verhalte es sich auch bei den Verletzten in der Wohnung in Antakya. Beispielsweise werden diejenigen von ihnen, die Lähmungserscheinungen aufweisen, dort in der Stadt von einem Physiotherapeuten besucht und behandelt, was im Flüchtlingslager nicht zu erwarten ist. Die sechs Betten in der Wohnung in Antakya sind ohnehin nicht genug. Es kommen täglich neue Verletze über die Grenze, sagt mir Dr. N., ein syrischer Arzt, der eigentlich in Deutschland zuhause ist, doch nun die Initiative ergriffen hat und nach Antakya gekommen ist. Mit bewundernswerter Geduld setzt er sich ein, sucht nach einem größeren Haus, und sucht nach Mitteln, um es zu mieten, einzurichten und die medizinische Betreuung zu gewährleisten. Das alles ist nicht einfach. Antakya liegt im Grenzgebiet zu Syrien, und die Einstellungen der hiesigen Einwohner sind in manchen Fragen ähnlich ungleich wie jenseits der Grenze. In der Stadt gibt es zudem auch noch knapp 300 Flüchtlingsfamilien, die ebenfalls für jede Hilfe dankbar sind. Soviel ist klar: Wir können das Problem in Syrien nicht lösen. Aber wir können einen Beitrag leisten, manchen der Menschen, die davon betroffen sind, ihre Lage zu erleichtern. Wir können versuchen, ihnen verbesserte Heilungschancen zu geben und eine andere Perspektive für die Zukunft als Morden und Töten.

Syrien – Welche Perspektive?

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