Die Begünstigten bedanken sich

Waise wird im Koran auf Arabisch als „yatim“ bezeichnet. Yatim ist ein Kind, das vor der Pubertät den Vater verliert. Unser Prophet (s) hatte bereits bevor er auf die Welt gekommen war seinen Vater verloren. Mit etwa sechs Jahren, nachdem auch seine Mutter gestorben war, wurde er zu einer Vollwaise. Deswegen kannte er (s) aus eigener Erfahrung das Gefühl und die Schwierigkeiten als Waisenkind aufzuwachsen und als wahren Beschützer nur auf Allah zu vertrauen.

In der Stammesgesellschaft zur Zeit des Propheten (s) mussten viele Waisen versorgt werden, da die Auswirkungen von Krieg und Kampf dies erforderlich gemacht hatten. So wurden dem Gesandten Allahs  (s) auch Fragen über die Behandlung und Versorgung der Waisen im Islam gestellt:  …Und sie fragen dich nach den Waisen. Sag: Ihr sollt das tun, was für sie gut ist …(2:220).

Aus der Geschichte von Anas bin Malik (r.a.) erfahren wir, wie ernst der Gesandte Allahs (s) diese Anweisung Allahs nahm und wie liebevoll, barmherzig und fürsorglich er die anvertrauten Waisen behandelte: Ummu Sulaim, die Mutter von Anas bin Malik (r.a.), bot dem Propheten (s) an, ihren Sohn in seine Dienste zu geben. Der Vater des jungen Anas (r.a.) war gestorben; deshalb akzeptierte Allahs Gesandter (s) das Angebot der Mutter. Er (s) nahm den klugen Anas in seine Obhut und kümmerte sich fortan um seine Versorgung und Erziehung. Anas (r.a.) blieb etwa zehn Jahre in den Diensten des Propheten (s) und die Überlieferungen berichten uns, dass er (s) ihn niemals grob behandelte oder mit ihm schimpfte. Der Gesandte Allahs (s) hielt selbst seine Frauen zurück, wenn Anas etwas angestellt hatte. Er (s) sagte nur: „Lasst den Jungen“.

Diese gute Behandlung wird im Koran als ihsan (4:36) bezeichnet. Die Versorgung und Betreuung der Waisen ist für Muslime nicht nur eine moralische Aufgabe, sondern eine islamische Pflicht. Im Islam beschützen Gläubige die Waisen, erziehen sie zu nützlichen Mitgliedern der Ummah und gewinnen sie für die Gesellschaft. Der Gesandte Allahs (s) hat denjenigen, die Waisen aufnehmen oder sich um sie kümmern, die frohe Botschaft des Paradieses verkündet. Er (s) sagte: „Wer einen unter den Muslimen befindlichen Waisen aufnimmt und ihm zu essen und zu trinken gibt, den wird Allah sicherlich in Sein Paradies einlassen, vorausgesetzt er hat keine Sünde begangen, die nicht vergeben wird (d.h. Schirk).” (Tirmidhî)

Waisenkinder brauchen in vielen Ländern auch heute noch so lange Unterstützung, bis sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen können. Sie brauchen Menschen, die dem Vorbild des Propheten (s) und seiner Gefährten (r.a.) folgen und sie regelmäßig unterstützen. So eine Person wirkt als Beschützer und Helfer, da er die Kosten der Versorgung, Unterkunft – in unserer Zeit auch der medizinischen Betreuung und Schulausgaben – für ein Waisenkind übernimmt.

Diese uneigennützige, regelmäßige Tat um Allahs Willen wird mit dem Paradies und der Nachbarschaft des Propheten (s) im Jenseits vergolten, weil so wie die Gläubigen Beschützer und Freund der Waisen im Diesseits sind, so ist Allah der Beschützer und Freund der Gläubigen im Diesseits und Jenseits: „ …Und Allah ist der Beschützer der Gläubigen.“ (3:68).

 

 

Die Gläubigen sind die Beschützer der Waisen

Zugehöriges Projekt

Fünftes Waisenzentrum von Muslime Helfen seiner Bestimmung übergeben

Ahmad von Denffer

Eine schmale Straße führt in ein Wohngebiet. Auf der linken Seite einfache Wohnhäuser, auf der rechten ein paar mit Stoffdächern versehene Verkaufsstände. Hier gibt es außer Süßigkeiten und sonstigem Naschwerk auch Batik-Stoffe, traditionelle Kräutermedizin, religiöse Schriften und CDs. Die Händler sind hierher gekommen, denn heute ist ein besonderer Tag. Sogar ein Brillenverkäufer ist da. Er möchte unbedingt meine Augen prüfen, und ich tue ihm den Gefallen. Es kommt heraus, was ich schon weiß: Die Fernsicht ist in Ordnung, doch eine Lesebrille wird benötigt. Er schreibt mir das Ergebnis auf einen Zettel und legt mir ein Brillenmodell vor, von dem er meint, dass es mir passt. Ich mache ein trauriges Gesicht, zeige auf meine Ohren und frage: Und wie ist mein Gehör? Wollen wir nicht auch die Ohren prüfen? Zusammen lachen wir, die Umstehenden, die alles mit Interesse verfolgt haben, der Brillenverkäufer und ich. Der Scherz hilft ihm über die Enttäuschung hinweg, die Brille nicht an den Mann gebracht zu haben.

Zwischen den Verkaufsständen befindet sich der Eingang zu einem großen Platz, von einem Zeltdach gegen Sonne und Regen geschützt. Vor einer Bühne sind zahlreiche Stühle aufgestellt, inzwischen alle besetzt. Gut die Hälfte der Anwesenden sind Kinder, viele festlich gekleidet, begleitet von älteren Frauen oder Geschwistern. Es sind die Waisenkinder, die unsere Partnerorganisation Al-Husna betreut, mit ihren Begleitern. Die Anwesenden, vor allem die Kinder, sind sichtlich erfreut, mich wieder zu sehen, ich habe sie schon mehrfach besucht. Da sind die zehnjährige Andini, der elfjährige Dimas, Ratna und all die anderen. Ratna ist jetzt 15 Jahre alt und schon seit ihrem vierten Grundschuljahr in der Waisenbetreuung von Al-Husna und Muslime Helfen (MH). Ihr Vater starb 1998, ihre Mutter ging weg auf Arbeitssuche und kam nie wieder zurück. Ratna lebt seither bei ihrer Großmutter, die zum Lebenserwerb von Haustür zu Haustür zieht und Essen verkauft. Wahju Riswanto ist 12 Jahre alt. Weil seine Mutter ihn allein nicht versorgen kann, kam er zu seinem Großvater, der sich als Tagelöhner durchschlägt. Er lebt nicht weit vom bisherigen Al-Husna-Haus und bat deshalb darum, seinem Enkel zu helfen.

Schon seit 2003 unterstützt MH die indonesische Partnerorganisation Al-Husna, die in der kleinen Stadt Garut auf der Insel Java Waisenkinder betreut. Waren es zunächst 30 Kinder, ist ihre Zahl inzwischen auf 52 angewachsen, 49 sind Waisen, 3 besonders arm. Es sind 21 Jungen und 31 Mädchen. Etwa die Hälfte der Kinder geht noch zur Grundschule, die andere Hälfte sind Jugendliche in höheren Schulklassen. Die Kinder leben bei Angehörigen oder sonstigen Betreuern und besuchen wie andere die öffentliche Schule. Doch darüber hinaus erhalten sie Förderunterricht, Hausaufgabenhilfe, religiöse Unterweisung, Lebensmittelhilfe, Schulkleidung, Lernmaterial, Hilfe bei erforderlichem Schulgeld und bei Bedarf auch medizinische Versorgung. Alle drei Monate gehen sie zu einer ärztlichen Routine-Untersuchung. MH stellt hierfür im Jahr ca.12.000 Euro zur Verfügung, also knapp 20.00 Euro pro Kind und Monat. In der MH-Zeitung wurde darüber immer wieder berichtet, Spenden hierfür sind auch weiterhin willkommen. Längst aber war das angemietete Haus, in dem die Waisenbetreuung stattfand, zu klein geworden. Auf engstem Raum zusammengedrängt saßen die meisten Kinder beim Förderunterricht auf dem Boden. Auch die sanitären Anlagen reichten nicht mehr aus, und so entschlossen wir uns nach gemeinsamer Beratung mit Al-Husna dazu, mehr Platz und bessere Möglichkeiten durch ein eigenes Waisenzentrum zu schaffen.

Nach einigem Suchen konnte ein geeignetes Grundstück gefunden werden. Es ist nicht allzu weit vom bisherigen Standort entfernt und grenzt zudem an eine öffentliche Schule an. Beides macht die neue Lage günstig für die Kinder. Der wohlhabende Eigentümer gewährte einen reduzierten Preis, als er von dem Zweck erfuhr, dass hier ein Waisenzentrum errichtet werden soll. Die 2120 m² gab es für rund 50.000 Euro. Im Bezirk Garut gelten wie in weiten Teilen Indonesiens bestimmte Regelungen des Islamischen Rechts, die es ermöglichen, das Grundstück als „waqf“ eintragen zu lassen, d.h. als eine unveräußerliche religiöse Stiftung. Der dazu notwendige Verwaltungsakt erfolgte am 21.Februar 2011. Zu diesem Zeitpunkt war die Bauplanung schon nahezu abgeschlossen, und die Bauarbeiten kamen zügig voran. Auch hierfür wurden etwa 50.000 Euro ausgegeben, dazu noch knapp 10.000 Euro für die Innenausstattung und Möblierung, also rund 110.000 Euro für das Waisenzentrum insgesamt. Heute, am 30. Oktober 2011, wird das neu errichtete Waisenzentrum  seiner Bestimmung übergeben. Eines der Waisenmädchen führt durch das Programm, ein Junge rezitiert aus dem Koran. Ahmad Shodiqun, der Vorsitzende von Al-Husna, hält die Eröffnungsrede. Er berichtet über Al-Husna, über das Waisenprogramm und dankt Muslime Helfen für die langjährige Unterstützung. Ich danke Allah für das Gelingen, übermittele Grüße von MH und seinen Spenderinnen, Spendern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und verweise darauf, dass nun nach der Fertigstellung die Verantwortung für das Waisenzentrum von uns übergeht auf Al-Husna und die Nutzer. Ich fasse mich kurz, ich weiß, die Kinder, und nicht nur sie, warten auf das Essen, und zuvor müssen wir noch den Besichtigungsrundgang absolvieren.

Das Gebäude ist 35 Meter lang und knapp 12 Meter breit. Etwa in der Mitte des Gebäudes führt ein Gang zur Rückseite. Dort befinden sich die Eingänge zu den vier Unterrichtsräumen. So ist gewährleistet, dass sich die Kinder weniger auf der Straßenseite aufhalten. Außerdem gibt es noch einen Büroraum für die Verwaltung und die Betreuer. Am einen Ende des Gebäudes befinden sich drei Toiletten mit Waschraum für die Jungen, am anderen Ende drei Toiletten mit Waschraum für die Mädchen. Das Gebäude ist so gebaut, dass bei Bedarf in Zukunft ein zweites Stockwerk aufgesetzt werden kann, entsprechende Treppen sind bereits vorhanden. Zudem ist das Grundstück groß genug, um später zwei weitere Gebäudeflügel anzufügen. Die freie Fläche wird derzeit als Gartenland genutzt, um die Kinder mit Pflanzen und Gartenbau vertraut zu machen. Sogar ein kleines Fischzuchtwasserbecken ist vorhanden und schon in Betrieb genommen. So erwerben die Kinder ganz praktische Kenntnisse und lernen zudem, Verantwortung zu übernehmen.

Auch ein eigener Brunnen gehört zur Ausstattung. Er wurde im Rahmen des MH-Brunnen-Programms aus Spenden von Familie Badem finanziert, bringt bei Bedarf mit Hilfe einer elektrischen Pumpe Wasser aus etwa 30 Meter Tiefe an die Oberfläche und macht so das Waisenzentrum von der öffentlichen Wasserleitung unabhängig, deren Betrieb nicht zuverlässig ist und immer wieder unterbrochen wird.

Das Gebäude in Garut ist das fünfte Waisenzentrum, dessen Bau und Einrichtung von MH gefördert wurde. Waisenhilfe gab es bei MH schon immer, doch unser Vorhaben, Waisen speziell durch die Errichtung von Waisenzentren besondere Unterstützung zuteilwerden zu lassen, begann nach dem Tsunami in Sri Lanka. Dort bauten wir 2006 zuerst ein Waisenhaus für Mädchen, danach 2008 ein zweites für Jungen. Es folgte 2010 das Waisenzentrum in Bujumbura in Burundi und ein weiteres in Rumonge, das im Jahr 2011 eröffnet werden konnte. Was in Garut noch fehlt, ist ein weiteres Stück Land, das ebenfalls als „waqf“ dienen soll und dessen Einkünfte, wie bei den anderen Waisenzentren, dazu beitragen, den Grundbedarf für den Betrieb des Waisenzentrums zu decken. Auch hierfür sind Spenden willkommen. Die Kinder sitzen auf ihren Stühlen und genießen ihren Imbiss, auch die Erwachsenen greifen gerne zu. Später gibt es Reis, Gemüse, Fleisch und Soße, reichlich und gut. Auf der Bühne wird das Festprogramm fortgesetzt. Die Kinder haben verschiedene Aufführungen eingeübt. Es werden Worte des Propheten vorgetragen, auch kleine Gedichte. Eine Gruppe der Mädchen singt beliebte Lieder und bekommt viel Applaus.

„Und dies sind die Tage“, heißt es im Koran, „Wir lassen sie rundumgehen zwischen den Menschen…“ (3:140). Der Koran bezieht dies auf die tragischen Ereignisse von Uhud und verweist damit darauf, dass es auch im Leben der Muslime nicht nur schöne, sondern ebenso schwierige Zeiten geben kann. Und bei MH ist es nicht anders. Auch wir haben schon unschöne Zeiten erlebt. Doch der heutige Tag ist ein Tag von Dankbarkeit und Freude: Al-hamdu li-llah.

 

 

Dankbarkeit und Freude

Zugehöriges Projekt

Wir sind euer Auge, euer Ohr und eure Stimme, wenn wir Länder bereisen, in denen wir Hilfsprojekte durchführen. Ihr könnt so „mit unseren Augen sehen“, dass die Hilfe an den richtigen Ort, zu den richtigen Menschen und auf die rechte Art und Weise ankommt. Die Projekte von muslimehelfen werden allesamt in Deutschland geplant und koordiniert. Damit bleibt der gesamte Projektablauf in unserer Hand, was den Qualitätsstandard der Projekte erhöht. Vielleicht macht muslimehelfen auch hier einen Unterschied. Über unsere Projekte berichten wir in der muslimhelfen-Zeitung (mhz), auf unserer Webseite und mit Präsentationen bei Veranstaltungen vor Ort.

Wir sprechen bei unseren Begegnungen stets von eurer Verbundenheit mit den Bedürftigen und von eurer Solidarität, wenn sie in Not sind und Hilfe benötigen. Sie freuen sich auch über den „Salam“, den wir ihnen von euch überbringen.

Die Eröffnung des Waisenzentrums in Rumonge (Burundi) war der Hauptanlass unserer Reise. Aycan aus Dortmund, Malek Michele aus Essen und ich selbst flogen deswegen Ende September nach Burundi. Aycan ist Repräsentant des Dortmunder Selam e.V.. Die Geschwister von Selam e.V. unterstützen seit mehr als fünf Jahren mit größere Spendensummen, die sie bei einem „Waisenpicknick“ sammeln,  die Waisenprojekte bei muslimehelfen. Und Malek Michele ist unser Ansari (Ehrenamtlicher) im Ruhrpott, der in hervorragender Weise, seit nahezu zehn Jahren, mh auf Veranstaltungen vertritt und selbst welche initiiert und durchführt.

Neben den Besuchen der Projekte in Burundi konnte ich mir alhamdulillah mit einem kurzen Abstecher ins kongolesische Grenzgebiet noch einen Eindruck über die vor kurzem begonnene Hilfe machen.

Es sind starke und bewegende Eindrücke, die wir drei nach Deutschland mitnehmen konnten (s. auch die Beiträge dazu von Malek Michele und Aycan).

Sowohl die Schwere der Armut, als auch ihr Ausmaß, hat uns bei unserem dortigen Aufenthalt stark mitgenommen: Kinder, Jugendliche und Mütter mit Babys oder Kleinkindern, die auf der Straße leben und durch Betteln „überleben“ müssen, Menschen in Lehmbehausungen in den städtischen Slums und arme Landbauern in einfachen Unterkünften aus Bambus, die so ihr Dasein fristen. Zehntausende – ja Hunderttausende-  Menschen, die mit solch einem Schicksal leben müssen. Eindrücke, die uns nicht so einfach aus dem Kopf gingen. Manchmal denkt man sich: „Ist unsere Hilfe nicht bloß ein Tropfen auf dem heißen Stein? als der Ausdruck einer Ohnmacht. Trotz diesem Gefühl der Ohnmacht bleibt bei dem Anblick dieser Armut ein starker Wille helfen zu müssen.

Im Folgenden exemplarisch ein Ereignis auf unserer Reise, dass unsere Gedanken und Gefühle aufwühlte: Als wir einmal frühmorgens mit Bruder Malek unterwegs waren, fiel uns auf dem Bürgersteig eine Frau mit zwei kleinen Kindern auf. Sie saß dort, da sie offensichtlich – wie viele andere – kein Zuhause besaß. Sie bettelte nicht und war nicht aufdringlich. Sie saß mit ihren Kindern einfach nur erschöpft und traurig auf dem Bürgersteig. Ihr Schicksal stand ihr ins Gesicht geschrieben (ich ringe mit meinen Tränen, als ich diese Zeilen schreibe und das Bild dieser armen Frau mit ihren kleinen Kindern vor meinen Augen lebendig wird). Mein Begleiter steckte ihr ein paar Dollar zu, wir sprachen Bittgebete für sie und verließen sie mit ihren Kindern emotional bewegt in Richtung unserer Unterkunft, die nur einige Meter von dort entfernt war. Michele fielen die Spielsachen ein, die er aus Deutschland mitgebracht hatte. Er holte sie und ging weg, um sie den kleinen Kindern zu bringen. Kurz darauf kam er innerlich aufgewühlt wieder zurück und begann zu berichten, warum er so in Aufregungen geraten war: Ein Dieb hatte uns beobachtet. Denn nachdem wir von der Frau mit den Kindern weggegangen waren, hatte der Dieb der Frau die Dollarscheine entrissen, die mein Begleiter ihr gegeben hatte. Zum Glück wurde er gleich gefangen und das Geld wurde wieder an die Frau ausgehändigt. Die Polizei kümmerte sich um den Fall und es fanden sich Leute, die der Mutter halfen das Geld in einheimische Währung zu wechseln. Das Ganze ist deswegen so tragisch, weil der junge Dieb wahrscheinlich auf der Straße lebt und selbst auf Hilfe angewiesen ist.

Trotz diesem Gefühl der Ohnmacht, dass „nur“ wenige tausend Menschen in Burundi und Kongo von den Projekten von muslimehelfen begünstigt werden können, bedeutet jeder Cent der Hilfe für den einzelnen Begünstigten Hilfe zum Überleben, die Überwindung des Hungers oder für die Waisenkinder eine Zukunft mit Hoffnung. Die Unterstützung würde sicherlich auch Sinn machen, wenn „bloß“ einem Menschen geholfen wäre (s. Koran 5:32) – dies ist zunächst unabhängig davon, wie man den restlichen Millionen Menschen aus der Armut heraushelfen kann.

Eines der Waisenkinder, die mit ein wenig mehr Zuversicht und Hoffnung in die Zukunft schauen kann, ist Nana. Sie ist ein Mädchen, das wir schon seit ihrem siebten Lebensjahr unterstützen und dessen Schicksal wir ein wenig näher kennen. Nana trägt seit ihrer Geburt den HIV-Virus in sich. Gerade auch deshalb liegt uns ihr Wohlergehen besonders am Herzen. Wir versuchen sie auf unseren Burundi-Reisen zudem immer wieder zuhause zu besuchen, um einen Eindruck über ihre persönlichen Lebensverhältnisse zu erhalten und freuen uns, dass sie trotz ihrer Krankheit und schwieriger Lebensumstände ein lebensfrohes Mädchen geblieben ist. Alleine für Nana würde sich der Aufwand der Hilfe lohnen.  [Bild der 14 jährigen Nana]. Nana lebt seit dem Tod ihrer Eltern bei ihrer Tante, die weitere 16 (!) Waisenkinder in ihrem Haus beherbergt. Es ist wirklich erstaunlich wie standhaft und geduldig diese Menschen ihr schwieriges Leben zu meistern versuchen. Alhamdulillah, dass sich für Nana und andere Waisenkinder unser Projektpartner „Orphans Care Burundi“ in Bujumbura kümmert.

Großen Respekt, ja fast Bewunderung rangen uns auf unserer Reise gerade diese Projektpartner und ihre Mitarbeiter ab.

Als ich vor etwa zwei Jahren das erste Mal nach Burundi kam, war ich von der Arbeitsorganisation und effektiven Umsetzung der Spenden in Form von Hilfsprojekten beeindruckt. Hussein Sulemani, der unsere Partnerorganisation „Orphans Care“ leitet, hatte uns überzeugt, wie man mit einfachen und relativ knappen Mitteln Großartiges für die Waisen und ihre Angehörigen leisten kann. Beim Besuch vor zwei Jahren war das Waisenzentrum in Bujumbura noch im Rohbau: Dennoch konnte man in diesem Projektabschnitt die spätere hohe Qualität des Projekts erahnen.

Der Eindruck der fertiggestellten muslimehelfen-Primary-School, die etwa seit einem Jahr in Betrieb ist, war für uns drei Angereiste aber nun im wahrsten Sinne überwältigend. Ohne Übertreibung kann man sagen, dass durch die Spender von muslimehelfen eine  „Eliteschule“ für mittellose Waisenkinder betrieben wird. Das Gebäude, die hygienischen Zustände, die gesamte Organisation, das Engagement und die Qualifikation der Lehrer und Mitarbeiter, das Schulmaterial, die Disziplin und das gute Benehmen der Schüler usw.- all die positiven Eindrücke, die nicht so einfach in Worte zu kleiden sind.

Die Freude und die Zufriedenheit der Kinder war aber das Schönste für uns. Als wir dann noch die Waisen mit kleinen Geschenken, die Bruder Aycan für sie mitgebracht hatte, erfreuen konnten, war der Tag „Sonnenschein ohne Wolken“ für sie.

Bei unserem Aufenthalt in Rumonge, als wir die Eröffnungsfeier des zweiten Waisenzentrums miterleben durften, empfanden wir wiederum große Genugtuung darüber, was für eine großartige Hilfe die Spenden für die Waisen durch muslimehelfen leisten können: Eine hervorragende Schulausbildung wie z.B. Unterricht in angemessenen Schulräumen, die von engagierten und qualifizierten Lehrern erteilt wird. Zudem gibt es dort ausreichend Nahrung und Platz, das eine positive Entwicklung der Kinder fördert.

Zwei Einrichtungen in Burundi, die neu eröffnete Al-Aqsa-Schule in Rumonge, und auch die muslimehelfen-Primary-School in Bujumbura können nun das alles für die Waisenkinder leisten. Alhamdulillah!

 

Briefe aus Burundi

As-salamu alaikum liebe Geschwister,

auf unserer Reise innerhalb des Landes besuchen wir die Menschen, die arm und bedürftig sind, Elternteile verloren haben und sehen jene Orte, an denen sich die Waisen aufhalten.

Hier ist es ganz anders, nicht so wie es im Fernsehen gezeigt wird. Man sieht tatsächlich den Hunger und die Not der Menschen, die gar nichts und zwar im wahrsten Sinne des Wortes „absolut nichts“ haben. „Absolut nichts“ gibt es hier. In Deutschland jammern und klagen wir grundlos, als ob wir uns unserem Herrn gegenüber undankbar verhielten. Zur gleichen Zeit sehen wir hier in den Augen unserer Brüder und Schwestern die Demut, die Ehrfurcht und die Würde, also den Islam

Wir sehen hier Einheimische, die nicht betteln, obwohl sie bedürftig sind und Geschwister, die in schwierigen Situationen und dennoch sehr hilfsbereit sind, dass sie alles was sie haben ohne weiteres hergeben können.Kinder, die uns auf der Stelle umklammern. Die Waisen umgeben uns. Es berührt uns emotional sehr und wir versichern ihnen: „Wir sind eure Väter, wir sind eure Familie“. Augenblicklich merken wir, dass wir ein Teil der Ummah sind. Das Allah ta’ala sie nicht alleine gelassen hat.

Unsere Geschwister sind hier sehr gut organisiert. Ich kann sogar sagen, dass sie in mancher Hinsicht hier besser organisiert sind als in Deutschland. Alles ist bis ins kleinste Detail geplant, durchdacht und organisiert. Alle Informationen werden gesammelt und wenn eine Frage gestellt wird, bekommt man umgehend die Unterlagen zur Ansicht. Einfach beeindruckend!

Allah ta’ala möge Bruder Hussein und alle Schwestern und Brüder reichlich belohnen! Amin. Helft diesen guten Strukturen und der professionellen Organisation weiterhin, sogar mehr als bisher!

Fi Amanillah! (Allah ta’ala möge euch beschützen)

Euer Bruder Aycan Oymak

 

As-salam alaikum liebe Geschwister,

ich danke Allah ta´ala zu allererst  und muslimehelfen, dass ich an dieser eindrucksvollen Reise teilnehmen durfte.

Man kann sich die Situation der Menschen gar nicht richtig vorstellen, wenn man selbst nicht da gewesen ist . Ich habe viel geweint aber auch viel Freude gehabt – insbesondere das Lächeln und die Umarmungen der Kinder, aber auch über die gute Organisation vor Ort, maschallah – muslimehelfen hat mit Orphans Care  einen verlässlichen und gut organisierten Partner.

Wir alle können uns von diesen Geschwistern in punkto Bewegung und Motivation eine Scheibe abschneiden. mh  konnte dadurch so viele Projekte mit langfristigen Ergebnissen auf die Beine stellen – und das wiederum nur durch die vielen ehrenamtlichen Helfer und Spender hier  bei uns alhamdulillah  – möge Allah all eure Bemühungen und jeden Cent, den ihr spendet um das Mehrfache belohnen. Amin.

Wasalam Bruder Malik

 

 

Euer Auge und euer Ohr

Zugehöriges Projekt

Spenden wird im islamischen Sprachgebrauch als „Sadaqa“ – abgeleitet von „aufrichtig und wahrhaftig sein“

– oder als „Infaq“, das die Bedeutung von „etwas ausgehen oder zum Ende kommen, vergehen, weniger werden etc.„ besitzt, bezeichnet.

Im Koran wird auch für Zakat manchmal der Begriff „Sadaqa“ gebraucht: „Nimm Sadaqa von ihrem Besitz, um sie zu reinigen und zu läutern.“ (9:104). Zakat kann man demnach als die „Pflichtsadaqa“ betrachten.

Von den Dingen, die Allah seinem Knecht gegeben hat und die er über seine Grundbedürfnisse hinaus in seinen Händen hält, kann ein Muslim etwas weggeben ohne befürchten zu müssen, dass sein Besitz dadurch weniger werden wird: „Sag: Gewiß, mein Herr gewährt die Versorgung großzügig, wem von Seinen Dienern Er will, und bemißt auch. Und was immer ihr auch als Infaq hergebt, so wird Er es euch ersetzen, und Er ist der Beste der Versorger.“ (34:39)

Wir denken fälschlicherweise oft, dass wir in erster Linie den Menschen etwas Gutes tun, die unsere Spende erhalten. Es verwundert wahrscheinlich viele, dass dies nicht der Fall ist! Zunächst einmal tun wir uns selbst etwas Gutes, wenn wir für Allah spenden. Weil Allah (siehe obiger Vers) die Menschen und all Seine Geschöpfe versorgt. Wir sind ja nur die „Mittler“ Seiner Versorgung. Allah ist in der Lage Seine Geschöpfe ohne uns und unsere Spenden zu versorgen.

Weiterhin ist die Spende, die wir im Grunde für uns tätigen, eine Investition für unser Jenseits. Den Nutzen werden wir inschallah in Form von der Zufriedenheit Allahs und als Belohnung Gottes mit dem Paradies bzw. Schutz vor dem Höllenfeuer sehen.

Aus dieser richtigen islamischen Perspektive heraus müssen wir vorsichtig sein, ob unsere Spenden überhaupt angenommen werden –dies sowohl in den Augen unseres Herrn, als auch aus der Sicht derer, die die Spenden von uns bekommen.

Also muss das Spenden (Sadaqa und Infaq) auf eine korrekte Art und mit einem gewissen „Anstand“ (arab.: adaab) durchgeführt werden. Ansonsten werden sie womöglich nicht angenommen und wir selbst haben wir den Schaden und Nachteil davon. Gott wird bestimmt nicht keinen Schaden davon bekommen, noch die Armen und Bedürftigen, die ja Allah versorgt.

Was sollten also diese „Anstandsregeln“ des Spendens sein?

•Ohne eine Erwartung von Gegenleistung (durch die Menschen) herzugeben
•Dem Empfänger aufgrund der Spende nichts vorzuhalten
•Das Gespendete nicht als etwas Großes bzw. Großartiges zu betrachten
•Keine schlechten und minderwertigen Sachen beim Spenden zu bevorzugen

Ohne diese „Anstandsregeln des Spendens“ wird der Muslim Gefahr laufen, dass er „unanständig spendet“!

Rüştü Aslandur, muslimehelfen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Unanständiges Spenden?

Zugehöriges Projekt

Assalamu aleikum, seit ein paar Wochen haben wir die aktuellen freien Stellen bei muslimehelfen auf der Webseite online gestellt und hoffen damit, ganz viele Geschwister zu erreichen, die sich schon immer eine berufliche Möglichkeit gewünscht haben, in der man das Gute mit dem Besten zu verbinden kann:

 

1. eine gute Arbeit, die regulär angemeldt, bezahlt und organisiert ist,

2. in einer geschwisterlichen Atmosphäre, bei der das Beten und Fasten ganz natürlich in die Arbeitswelt integriert sind

3. und dem Inhalt, sich jener Menschen anzunehmen, die Allah und sein Prophet uns immer wieder ans Herz gelegt hat: den Waisen, Armen, Alten und Kranken

 

Kurz nach Veröffentlichung der Stellenangebote, fragte ein Bruder?  „Das liest sich ja wie die Stellenbeschreibung bei einem Großunternehmen! Was muss denn da gewirtschaftet werden?“

 

Und seine Frage brachte es ziemlich genau auf den Punkt, was auch mich anfangs an meiner Arbeit erstaunt hatte. Wenn man an eine Hilfsorganisation denkt, dann war mein erster Gedanke eine Gruppe von Geschwistern, die wie die üblichen Vereine, versuchen mit wenig Mitteln, Großes zu bewerkstelligen. Manchmal mehr Recht als Schlecht, aber immer mit der richtigen Niya, helfen zu wollen. Dann kam ich ins Büro und war überrascht. Hier waren meine Vereinserfahrungen ein Tropfen auf den heißen Stein. Hier hieß es viel größer denken und die Verantwortung wurde mir schlagartig bewusst, denn hier ging es nicht mehr nur darum ehrenamtlich was Nettes auf die Beine zu stellen… Das würde nicht reichen.

 

Nicht wenn man bedenkt, dass muslimehelfen beispielsweise im letzten Jahr in 20 Ländern weltweit Projekte durchgeführt und dabei fast 1,5 Millionen Euro in Hilfsmaßnahmen für Waisen, Katastrophenopfer, Hungerhilfe, Wiederaufbau, Existenzförderprojekte, medizinische Versorgung, Brunnenbau und landwirtschaftliche Entwicklung investiert hat. Nicht wenn man bedenkt, dass damit über 300.000 Menschen d.h. fast 1/3 Million Bedürftiger geholfen werden konnte. Aber ich schreibe das nicht, um um Anerkennung zu heischen. Den Lohn dafür möchten wir uns als Mitarbeiter und Ihr Euch als Spender für das Jenseits aufheben.

 

Mir geht es bei diesen Zahlen um etwas ganz anderes… – um die Verantwortung.

 

muslimehelfen ist seit über 25 Jahren aktiv und die Veranwortung ist mit jedem Jahr gestiegen. Anfangs war es eine kleine Initiative, die von Muslimen in Deutschland gegründet wurde und die einfach nur helfen wollten. Damals ganz aktuell im Bosnienkrieg. Mittlerweile sind die Aufgaben gewachsen und damit auch die Verantwortung. Wenn nun gefragt wird „Was muss denn da gewirtschaftet werden?“ Dann liegt die Antwort auf der Hand:

 

Wir müssen wirtschaften wie ein Großunternehmen, weil wir die Verantwortung wie ein Großunternehmen haben. Wir sind für über 300.000 Menschen verstreut auf 3 Kontinenten verantwortlich. Viele von ihnen, wie z.B. unsere Waisenkinder oder die Opfer von großen Naturkatastrophen brauchen langfristige Hilfe, die über Jahre koordiniert und finanziert werden muss, bevor wir sie langsam wieder in die Selbstständigkeit entlassen können. Ein Fehler auf unserer Seite und eine dieser Familien bekommt nichts mehr zu essen. Ein Fehler auf unserer Seite und Waisenkinder leben wieder auf der Straße.

 

Wir müssen wirtschaften wie ein Großunternehmen, weil wir eine große Summe an Spendengeldern sammeln, deren Wert mehr ist, als der der vor dem EURO-Zeichen steht. Die Gelder, die uns anvertraut werden, sind mit der Absicht eines Gottesdiensts gegeben worden und wiegen schwerer wie jede andere weltliche Summe. Diese Verantwortung zwingt uns doppelt jeden Cent genau zu planen und einzusetzen.

 

Das heißt für uns, mit so wenig Kosten wie möglich, die beste Leistung erreichen – inschallah. muslimehelfen konzentriert deshalb seine Verwaltung auf EINEN Standort in Ludwigshafen, und wir sind deshalb auch extra aus dem teuren München weg gezogen. muslimehelfen arbeitet mit freiberuflichen Dienstleistern zusammen, um so wenig wie möglich Festangestellte unterhalten zu müssen und setzt auf ein ausbalanciertes System aus Teilzeitkräften, die Dank der Online-Welt, untereinander gut vernetzt sind. Unsere Praktikanten und Neulinge sind jedes Mal erstaunt, wie klein unsere Kernmannschaft tatsächlich ist. muslimehelfen stützt sich auf ein Netzwerk von hunderten ehrenamtlicher Ansar, die Infomaterial kostenlos bestellen, verteilen und uns helfen, der Botschaft der Bedürftigen Gehör zu verschaffen. Denn am Ende ist jeder Brief, jede Zeitung, jeder Blog Lobbyarbeit für jene, die von niemandem sonst gehört werden.

 

Aber am Ende zählt, neben der gestrafften Infrastruktur, noch ein weiterer Grundsatz ganz besonders: Um so besser jeder Einzelne dieser Geschwister sein Wissen und Können auf dem Weg Allahs einsetzt, egal ob ehrenamtlich oder angestellt, um so effektiver und besser können wir alle zusammen helfen, Gutes zu bewirken.

 

Deshalb suchen wir auch Profis in unseren Stellenbeschreibungen. Denn das sind wir den Menschen, die uns vertrauen schuldig, und auch den Menschen, die von uns abhängig sind – und ganz besonders Allah, dem Allwissenden und Allsehenden. Auf Seinem Weg müssen wir unser Bestes geben. Möge Er uns dabei helfen.

 

wa salam Eure

Emha

 

P.S. Bitte hört Euch in Eurem Bekannten, Verwandten- und Freundeskreis um und erzählt von unseren Stellenangeboten. Wir brauchen Euch!

 

 

Wie ist die Arbeit bei muslimehelfen

Zugehöriges Projekt

Was ist Sadaqa?

Das Wort Sadaqa kommt aus dem Arabischen und bedeutet übersetzt „wahrhaftig“ oder „aufrecht sein“. Es bezeichnet auch eine wohltätige und freiwillige Abgabe. Dieser Wortbedeutung nach prüft Allah die Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit der Gläubigen Ihm gegenüber.

Die Sadaqa bringt den Muslim Allah und dem Paradies näher, und er erhält vielfachen Lohn bei Allah, wenn er dabei die richtige Nijja (Absicht) hatte.

„Das Gleichnis derjenigen, die ihre Vermögensgüter auf dem Weg Allahs hergeben ist wie das Gleichnis eines Korns; es lässt sieben Ähren wachsen, in jeder Ähre hundert Körner, und Allah vervielfacht, wem Er will, und Allah ist allerreichend, wissend“ (2:261).

So wie neben den Pflichtgebeten die freiwilligen Gebete dazu dienen, eine stärkere und festere Beziehung zum Schöpfer aufzubauen, so hat die Sadaqa neben der Zakat (Armenabgabe) die gleiche Funktion im finanziellen Bereich. Das Almosengeben kann von Besitzgier befreien. Es reinigt und läutert die Seele und den Besitz. So lesen wir im Koran: „Nimm von ihrem Vermögen Spenden, du reinigst sie und läuterst sie damit, und bete für sie, dein Gebet ist ja Beruhigung für sie …“ (9:103).

Wer soll Sadaqa geben?

Sadaqa ist keine unbedingte Pflicht, jeder sollte jedoch Sadaqa geben. Der Prophet Muhammad (s*) hat gesagt: „Schützt euch vor dem Höllenfeuer, und wäre es mit einer halben Dattel“ (Buchari).

Je nach Situation und Vermögen kann der Betrag und die Art der Spende selbst festgesetzt werden. Der Muslim soll sich nicht scheuen oder schämen, auch kleine Spenden zu geben, damit Geist und Bewusstsein dieser Art des Gottesdienstes wach gehalten werden. Aufgrund einer solchen Gewohnheit wird er dann im Übrigen in einer besseren finanziellen Situation gerne mehr geben.

Soll Sadaqa offen gegeben werden?

Das Almosen kann sowohl öffentlich als auch verborgen gegeben werden; besser ist es aber, es verborgen zu geben, da die Person, die das Almosen erhält, nicht beschämt werden soll. Die Gelehrten vertreten die Meinung, dass das öffentliche Spenden dann gut ist, wenn man andere mit seiner Verhaltensweise anspornen will.

„Diejenigen, die ihre Vermögensgüter hergeben in der Nacht und zur Tageszeit, insgeheim und öffentlich, so ist für sie ihre Belohnung bei ihrem Herrn …“ (2:274).

Wie viel und was soll gespendet werden?

Für die Höhe der Sadaqa gibt es keine Grenze. Die Furcht vor Armut soll den Muslim nicht zum Geiz führen: „Der Teufel droht euch die Bedürftigkeit an und trägt euch das Abscheuliche auf, und Allah verspricht euch Verzeihung von Ihm und Gunst, und Allah ist allerreichend, wissend“ (2:268).

Aber derjenige, der spendet, soll nicht durch seine Spende in Bedürftigkeit geraten. Das, was gespendet werden soll, ist im Koran eindrucksvoll beschrieben: „Ihr, die glauben, gebt her von den guten Dingen, die ihr erworben habt, und von dem, was Wir für euch aus der Erde hervorgebracht haben, und haltet euch nicht an das Schlechte davon – ihr gebt es her, und selbst würdet ihr es nicht nehmen, außer dass ihr dabei ein Auge zudrückt, – und wisst, dass Allah reich, gepriesen ist“ (2:267).

Man braucht kaum zu erwähnen, dass gerade wir Muslime in den Industrieländern in dem reicheren Teil der Erde leben und dass das Wenige, was wir hier für Menschen in anderen Ländern spenden, sehr viel bewirken kann.

Wer erhält Sadaqa?

Sadaqa erhalten vornehmlich Bedürftige, wobei muslimische Gelehrte die folgenden Personengruppen nennen:

  1. Eltern (wenn sie Bedürftige sind)
  2. Nächste Verwandte (wenn sie Bedürftige sind)
  3. Waisen (wenn sie Bedürftige sind
  4. Andere Bedürftig
  5. Der in Not geratene Reisende (Ibnu s-Sabil)Sadaqa kann auch bedürftigen Nichtmuslimen gegeben werden.

muslimehelfen hat auf diesem Gebiet große Erfahrung und leitet Ihre Spenden effektiv weiter.

Wie der folgende Hadith (Überlieferung) des Propheten Muhammad (s) zeigt, ist es jederzeit und in allen Situationen möglich, Sadaqa zu geben:

Allahs Gesandter (s) hat gesagt: „Jedem Muslim obliegt Sadaqa.“ Sie fragten: „Und wenn er nichts findet (was er geben könnte)?“ Er antwortete: „Dann soll er von der Arbeit seiner Hände leben und (davon) Almosen geben.“ Sie sagten: „Wenn er dazu nicht imstande ist oder es nicht getan hat?“ „Dann hilft er den verzweifelten Bedürftigen.“ Sie fragten: „Und wenn er das (auch) nicht getan hat?“ Er antwortete: „Dann fordert er (andere) zum Guten auf.“ Sie fragten: „Und wenn er das (auch) nicht getan hat?“ Er antwortete: „Dann enthält er sich des Bösen. Denn (auch) das ist Sadaqa“ (Buchari).Außerdem hat der Prophet (s) gesagt, dass selbst ein Lächeln Sadaqa sein kann.

Und Allah weiß es am besten, und Er führt zum richtigen Weg.

Sadaqa

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