Die Begünstigten bedanken sich

Vor einigen Jahren wusste ich auch nicht, dass Burundi ein Land in Zentralafrika ist, geschweige denn, dass Muslime dort leben. Auch ich wurde erst auf dieses Land aufmerksam, weil muslimehelfen seit geraumer Zeit dort Waisenprojekte hat.

Amin Hasanein, der seinerzeit die Waisenabteilung bei mh betreute, hatte den ersten Kontakt hergestellt und Sulaiman von Denffer, der in der Projektabteilung beschäftigt war, diesen Kontakt ausgebaut. Somit erfuhren wir bei muslimehelfen, dass das francophone Burundi ein Nachbarland von Ruanda, Tansania und Kongo war und eine kleine muslimische Minderheit besaß. Muslimehelfen war die erste muslimische Hilfsorgansiation, die dort Projekte begann.

Sulaiman hatte uns nach seinem Besuch in der Hauptstadt Bujumbura auch über Nana berichtet. Nana war ein Waisenkind unter vielen, die von mh-Spendern unterstützt wurde. Er hatte uns erzählt, dass Nana ein kleines lebhaftes und lebensfrohes Mädchen war und er sie in Herz geschlossen hatte. Sie wurde von unserer burundische Partnerorganisation liebevoll betreut. Sie benötigte diese Liebe und Fürsorge nicht nur, weil sie ein Waisenkind ist, sondern auch weil Nana Aids hat!

Durch die Berichte unserer Projektabteilung und der nun jahrelangen vetrauensvollen Zusammenarbeit mit unserer dortigen Partnern, wurde das Waisenprojekt mir vetrauter als manch andere Projekte. In Veranstaltungen und Waisenpräsentationen berichtete ich unseren Geschwistern immer wieder davon, so dass dieses besondere Projekt auch durch viele andere Unterstütuzung erfuhr.

Vor mehr als zwei Jahren gab es einen größeren Fortschritt in diesem Projekt: Wir konnten mit dem Bau eines Waisenzentrums beginnen! Darin sollten mehrere hundert Waisenkinder unterrichtet, betreut und behandelt werden. Die Kinder mussten dann nicht staatliche Schulen, in den bis zu 100 Schüler (!) unterrichtet werden, besuchen. Meine Freude war umso größer, als ich erfuhr, dass ich selbst die Gelegenheit bekommen sollte, das Projekt vor Ort anzuschauen und auch Nana zu treffen.

Im März 2009 machten wir uns mit dem Leiter der mh-Projektabteilung, Ahmad von Denffer, nach Burundi. Wir konnten dort den Rohbau des neuen Waisenzetrums in Bujumbura besichtigen, an der Lebensmittelverteilung für die Waisenfamilien teilnehmen und mit der damals bereits 14 jährigen Nana sprechen. Bei diesem Besuch bekam Nana auch ein T-Shirt von styleislam geschenkt.

Es waren zum Teil überwältigende emotionale Eindrücke, die ich dort erlebte: Menschen, die mit sehr Wenigem auskommen, Kinder, die fast nichts haben und dennoch fröhlich und zufrieden sind, Projektpartner, die mit einfachsten Mitteln und Möglichkeiten mit großem Einsatz Großartiges leisten. Aber auch Eindrücke, die mir zeigten, dass Vorstellungen, von denen wir tagtäglich angetrieben werden, wie ein bestimmtes „westliches“ Zeit-, Organisations- und Leistungsverständnis, dort einfach nicht erwartet werden können und man irgendwie damit auskommen muß.

Mit diesem Umstand wurde ich nun kurz vor meiner zweiten Reise nach Burundi, die ich inschallah am Dienstag antreten werde, bereits in Deutschland konfrontiert. Denn ich habe versucht neben dem burundischen Visum noch ein Visum von der Kongolesischen Botschaft zu bekommen (die ganze Geschichte dazu vielleicht ein anderes Mal auf diesem Blog).

Nun hat Allah es mir weiteres Mal ermöglicht die Projekte Burundi zu besichtigen. Dieses Mal mit zwei Brüdern, die sich seit Jahren bei muslimehelfen ehrenamtlich für die Waisen einsetzen. Wir werden inschallah gemeinsam am 29. September die Eröffnung des zweiten Waisenzentrums in Rumonge (etwa 70 km südlich von Bujumbura) machen. Zudem werde ich an einige andere Orte, die von der Iftarverteilung im Ramadan begünstigt wurden und die in der Umgebung von Bujumbura und dem Grenzgebiet in Kongo liegen, fahren. Wahrscheinlich werde ich Nana treffen. Hoffentlich ist sie noch einigermaßen bei guter Gesundheit wie bei meinem letzen Besuch. Bei diesem Treffen werde ich ihr inschallah die kleine Kettte als Geschenk weitergeben, die ein Bruder für sie mitgegeben hat. Darüber wird sie sich sicherlich freuen.

Macht bitte alle Dua für uns Reisende, für die Waisenkinder und besonders für die Walis von muslimehelfen, ohne die wir keine Waisenkinder unterstützen könnten.

Inschallah werde ich versuchen euch auf unserer facebook-Fanseite über unsere Reise auf dem Laufenden zu halten.

ştü Aslandur, muslimehelfen

Burundi – Was ist das?

Zugehöriges Projekt

Was ist Fidjah?

Der arabische Begriff „fidjah“ bedeutet sprachlich „ein zu entrichtetes Entgelt, um jemanden in einer schwierigen Situation zu befreien“.

Weitere Schreibweisen dafür sind fidya, fidyah, fidye oder fidja.

Als islamrechtlicher Fachbegriff bezeichnet man mit „fidjah“ zunächst die religiös-bedingte Auslösesumme bei der Befreiung von Kriegsgefangenen. Darüber hinaus ist es die verpflichtende, finanzielle (Ersatz-)Leistung bei Nichtdurchführung bestimmter Gottesdienste oder für das Begehen bestimmter Fehler in ihnen. Diese Art der fidya betrifft zwei Säulen des Islam: das Fasten und die Hadsch (Pilgerfahrt).

Unterschied zwischen fidjah und kaffarah

Der Begriff „kaffarah“ geht auf das arabische Wort „kufr“ zurück, das „verdecken, verbergen“ bedeutet. Dieser Begriff wird in diesem Sinne auch in der Sure 4 im Vers 31 benutzt. Die Absicht bei kaffarah ist also das Tilgen einer Sünde oder (rituell) unrechtmäßigen Handlung.

Obwohl die Begriffe „fidjah“ und „kaffarah“ oft gleichbedeutend benutzt werden und zwischen ihnen eine enge Beziehung besteht, unterscheiden sie sich doch im Detail. Nach dem bekannten Gelehrten Suyuti betrifft die Bestimmung der kaffarah eine Handlung, die im Islam als Sünde zählt. So unterscheidet sie sich diesbezüglich von der fidjah, da diese nicht immer als eine Kompensation für eine Sünde oder Verfehlung bei einer Ibadah (Gottesdienstes) geleistet wird. Denn fidya ist auch eine Ersatzleistung für einen Gottesdienst, das aufgrund islamisch-legitimer Gründe nicht umgesetzt werden kann. In diesem Sinne ist somit die fidjah im islamischen Recht zusätzlich eine Erleichterung oder Erlaubnis (ruhsah).

Im Koran taucht der Begriff „fidjah“ in dem genannten Zusammenhang als Fachbegriff 2 Mal (s. Koran 2:184 und 2:2196) und in der gleichen Bedeutung (in seinen verschiedenen sprachlichen Ableitungen) auch in den Ahadith auf.

Wie erwähnt wird fidjah im islamrechtlichen Zusammenhang für die Freilassung von Krieggefangenen, bei Unterlassungen und falschen Handlungen in der Hadsch und beim Nichterfüllen des Fastengebots entrichtet. Wir wollen uns hier auf die fidjah beim Fasten beschränken, da der erste Punkt heutzutage kaum Relevanz besitzt und die fidjah bei der Hadsch in den verschiedenen Rechtsschulen relativ komplex ist.

Fidjah des Fastens

Bevor die ayah „…und wer von euch den Monat anwesend ist, so soll er ihn fasten…“ (2:185) herabgesandt wurde, war es den Muslimen freigestellt; je nach Belieben zu fasten oder ersatzweise fidjah für das Fasten zu entrichten. Nachdem aber diese ayah offenbart wurde, wurde die erwähnte Alternative aufgehoben. Jede erwachsene Person, die körperlich zu fasten in der Lage war, war von da an, an die Fastenpflicht im Ramadan gebunden.

Ausgenommen waren von da an nur Reisende und Kranke, die ihr Fasten nachzuholen hatten und die chronisch Kranken und Altersschwachen, die fidjah bezahlen mussten.

Demnach zahlt man für das Nichtfasten im Ramadan – nach übereinstimmender Ansicht der islamischen Gelehrten – die fidjah aufgrund von Alterschwäche oder einer Krankheit, bei der keine Aussicht auf Heilung mehr besteht. Diese Art der fidjah ist nach der Mehrheit der Gelehrten wadschib (Pflicht).

Eine weitere Regelung  betrifft -nach der schafiitischen und hanbalitschen Rechtsschule – eine schwangere oder stillende Frau: Wenn sie aus Furcht davor, dass ihr Kind Schaden nehmen könnte, nicht fastest (obwohl sie dafür körperlich Lage in der Lage gewesen wäre), muss sie die Fastentage nachholen und zusätzlich fidjah zahlen. Wenn sie aber das Fasten unterließ, weil sie Schaden für sich selbst befürchtete, dann genügt das Nachfasten ohne Zahlung der fidjah.

Wenn ein Muslim sein verpasstes Nachfasten bis zum nächsten Ramadan nicht nachgeholt hat, muss er  -gemäß der schafiitischen, malikitischen und hanbalitischen Rechtsschule – dann nicht nur sein Fasten nachholen, sondern auch noch fidjah für die nachzuholenden Fastentage entrichten.

Die fidjah kann sowohl am Ende des Ramadan über den gesamten Betrag der Tage oder jeden Tag im Ramadan einzeln bezahlt werden. Der gesamte Betrag darf auch auf einmal zu Beginn des Ramadan entrichtet werden.

Es ist möglich die gesamte fidjah einer bedürftigen Person zu geben oder sie einzeln für jeden Tag bzw. mehrere Tage zusammen an verschiedene Bedürftige zu verteilen.

Höhe der fidjah

Die fidjah für das Fasten wurde, wie die zakat-ul fitr, in der Zeit des Propheten (s) in Form von Lebensmitteln (Gerste, Datteln u.ä.) in einer bestimmten Menge weitergegeben. Die Menge wurde als ein saa’* bemesssen. Nach manchen islamischen Gelehrten entspricht das 2 Mahlzeiten, das einen Menschen an einem Tag sättigen sollte. So wird heutzutage meist die Gegenwert dieser Mahlzeiten ausgerechnet und als fidjah-Betrag festgesetzt.

Fidjah bei muslimehelfen

Sie können Ihre fidjah auch bei uns entrichten. Die Höhe des Betrags der fidjah pro Tag ist derselbe wie bei der zakat-ul fitr . Wir leiten Ihre fidjah an Bedürftige und in Not geratene weiter, die wir mit Lebensmitteln versorgen bzw. damit Speisungen durchführen.

 

Möge Allah Ihre guten Taten annehmen.

Fidjah

Zugehöriges Projekt

Ahmad von Denffer

Ostafrika ist von der schlimmsten Dürre– und Hungerkatastrophe seit 60 Jahren betroffen.

muslimehelfen engagiert sich im Osten Kenias und im Süden Äthiopiens. In Kenia haben Lebensmittelverteilungen für insgesamt 6.600 Menschen mit der Partnerorganisation Wajir Education and Welfare Organisation (WEWO) in der Provinz Wajir begonnen, die an Somalia angrenzt. Sie sollen jeweils monatlich im September, Oktober, November stattfinden. Das Gesamtbudget beläuft sich auf  150.000 Euro, das Projekt kann in diesem Umfang aber nur umgesetzt werden, sofern ausreichende Projektmittel eingehen. Die ersten Verteilungen fanden Anfang September statt. An insgesamt 590 Familien (ca. 3540 Personen) wurden über 15 Tonnen Lebensmittel verteilt, pro Familie 12 kg Mehl, 10 kg Zucker, 3 Liter Öl und 1 kg Milchpulver. Ich war bei den ersten fünf dieser Nahrungsmittelverteilungen dabei, auch die nächsten Verteilungen sind nun schon erfolgt. Weitere Spenden für das Projekt werden benötigt.

Die Provinz Wajir liegt im Osten von Kenia, hat eine Fläche von 56.501 Quadratkilometern und 661.491 Einwohner. In der gleichnamigen Provinzhauptstadt leben derzeit 82.800 Menschen. Wajir grenzt an Somalia, und die Grenze ist unnatürlich. Die Bewohner Wajirs sind Somalis, geschichtlich, kulturell, ethnisch und sprachlich mit ihren Nachbarn verbunden, und wie diese Wanderhirten und Viehzüchter. Der Wunsch, sich Somalia statt Kenia anzuschließen, führte in den Jahren 1963/64 zu den sogenannten „Banditenkriegen“ (shifta wars) und zur Vernachlässigung der gesamten Region seitens der Zentralregierung. Wajir gehört noch heute zu den am wenigsten entwickelten Regionen Kenias, und die Menschen dort sind deshalb auch am schlechtesten auf die Dürrekatastrophe vorbereitet. In der gesamten Provinz gibt es keine asphaltierte Straße, nicht einmal in der Hauptstadt Wajir, nur Sand- und Schotterpisten. Die Armutsrate (nach kenianischem Standard, der mit dem hiesigen natürlich nicht vergleichbar ist) lag 2005/6 in der Landeshauptstadt Nairobi bei 22%, in Wajir lebten 84,4% der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Diese Zahl kann sich  angesichts der fortdauernden Dürre nur noch erhöht haben und weiter zunehmen. Aus Wajir wird eine wachsende Zahl unterernährter Kinder gemeldet. Körperliche Schwäche als Folge von Nahrungsmittelmangel führt zu stärkerer Krankheitsanfälligkeit. Der Viehbestand wird durch die Dürre weiter dezimiert, aber die Menschen in diesen Gegenden leben allein von ihrer Tierhaltung. Trotz aller Bemühungen muss darum realistischer Weise mit einer weiteren Verschlechterung der Lage gerechnet werden. Ein Ende der Hungersnot ist nicht in Sicht.

Bei den Hilfsorganisationen spricht man von drei Stufen der Katastrophe: Krise (crisis), Notlage (emergency) und Hungersnot (famine). In Somalia gelten die Gegend um Mogadischu und Teile von Südsomalia als Hungersnot-Zonen. Das durch die Medienberichte bekanntgewordene große Flüchtlingslager Dadaab liegt wie auch weite Teile Somalias in Krisen-Zonen, während fast die Hälfte Äthiopiens sowie die Bezirke Wajir-West und Wajir-Nord derzeit zu den Notlage-Gebieten gehören. Anders gesagt: Wer trotz aller Schwierigkeiten und Not Dadaab erreicht hat und dort versorgt wird, steht dann zumindest im Hinblick auf Ernährung, medizinische Hilfe und Betreuung besser da als die Mehrheit der Menschen in Wajir.

Die Behörden fürchten, daß die zunehmende Zahl der Flüchtlinge aus Somalia in Kenia zu wachsenden Spannungen mit der einheimischen Bevölkerung führt. Die Polizei berichtete bereits von solchen Auseinandersetzungen. Im Hinblick darauf ist die Versorgung, die von MH mit der einheimischen Partnerorganisation WEWO in Wajir geleistet wird, nicht nur eine bloße Nothilfe, sondern auch ein Beitrag zur Konfliktprävention.

Die sechs Verteilungsorte der Phase Eins des Projekts liegen im Bezirk Wajir-West, auf Landkarten meist gar nicht verzeichnet: In Boji Heri, 40 km südwestlich von Wajir, wurden 100 bedürftige Familien ausgewählt, in Qanjera (94 km) 30 Familien, in LMD (130 km) 60 Familien, in Wara (147 km) 100 Familien, ebenso in Wichir (9km) 100 Familien und in Barwaqo (10 km) 200 Familien. Insgesamt sind damit 590 Familien versorgt. Rechnet man mit 6 Personen pro Haushalt, sind es mehr als 3500 Menschen, die unterstützt werden. Jede Familie erhielt  12 kg Mehl, 10 kg Zucker, 3 Liter Öl und 1 kg Milchpulver. Damit soll der Grundbedarf für 20 Tage abgedeckt sein, für die restlichen Tage des Monats haben die Familien kleine Vorräte. Das MH-Programm sieht diese Unterstützung einmal im Monat vor, zunächst für das kommende Vierteljahr.

Warum so viel Zucker, will ich wissen, und frage: Wollt Ihr nicht statt des Zuckers etwas anderes? Nein, sagen die Leute, wir bekommen manchmal Lebensmittel, aber keinen Zucker. Wir kochen uns Tee mit etwas Milch und Zucker, das belebt und ersetzt eine ganze Mahlzeit. Zucker ist sehr gut, und wir sind Euch sehr dankbar dafür. Die Qualität Eurer Lebensmittel ist die beste in dieser Zeit der Not!

In Qanjera hilft der 15-jährige Dakane Hilole bei der Lebensmittelverteilung. Er geht zur Schule, ist jetzt im vierten Schuljahr. Bis zum elften Lebensjahr war er Wanderhirte und zog mit seinen vier Brüdern und den Tieren umher. Er sagt, seine Familie hatte 20 Kamele und 100 Ziegen und Schafe. Die Tiere starben dann eins nach dem anderen, die Herde wurde kleiner, und ein Teil der Familie ließ sich in Qanjera nieder, der sehr kranke Vater, die Mutter, drei Schwestern und er selbst. Dakane ist der erste in seiner Familie überhaupt, der zur Schule ging, seine Schwester Sadia folgte ihm. Die älteren Brüder sind mit den restlichen Tieren auf der Suche nach Futter und Wasser weit weggezogen. Es waren noch 30 Ziegen und 15 Schafe, als er sie zum letzten Mal sah. Die Familie lebt wie fast alle übrigen in Qanjera von Lebensmittelverteilungen, die teils von der Regierung und teils von Nichtregierungsorganisationen kommen. Einen Brunnen gibt es nicht, Wasser wird mit dem Tankwagen von Wajir gebracht, 20 Liter kosten 25 Kenia Schilling. Um Geld für Wasser und sonstige Bedürfnisse zu haben, mußte immer wieder einmal ein Tier verkauft werden. Seit einem Monat ist aber Hilfe gekommen, es gibt vorübergehend kostenlos 40 Liter pro Haushalt und Tag.

In Wichir ist Ali Adam derzeit das Dorfoberhaupt. Er berichtet, daß zu den bisher 250 Haushalten im Laufe dieses Jahres wegen der Dürrekatastrophe 100 weitere hinzugekommen sind. Noch gibt es hier genug Wasser, doch der Wasserspiegel sinkt ständig, und einige Brunnen sind schon ausgetrocknet. Für die 350 Haushalte stehen jetzt noch vier Brunnen zur Verfügung. Eine der Familien, die erst in diesem Jahr nach Wichir gekommen sind, ist die Familie von Mohammed Huzai Hussein und Habiba Siad.

Das Gelände, auf dem sich die Familie niedergelassen hat, liegt unweit der Moschee. Die Gestaltung ist typisch für nahezu alle Haushalte. Ein Kreis aus etwa einem halben Meter hohen Dornengestrüpp bildet die Einzäunung. In der Mitte steht ein schattenspendender Baum. Ganz in der Nähe ist noch eine kreisförmige Struktur am Boden erkennbar, dazu vertrockneter Dung. Dort waren Tiere untergebracht. Noch im Schatten des Baumes steht eine Hütte, die man als das „Wohnzimmer“ bezeichnen könnte. Wenn Besucher kommen, werden sie dorthin geführt, um im Schatten zu sitzen. Daneben steht eine Eselskarre, der Esel ist allerdings verendet. Eine weitere größere Hütte ist die Behausung des Ehepaars und der Kinder, eine kleinere für den verheirateten Sohn mit seiner Familie, und eine noch kleinere dient den übriggebliebenen Ziegen als Stall, wenn sie am Abend von der Futtersuche zurückkommen. In einer vierten Hütte schließlich wird gekocht, auf Steinen steht ein Wasserkessel über einem kleinen Holzfeuer. Die „hori“ genannte Hütte der somalischen Wanderhirten ähnelt einer mongolischen Jurte. Lange Zweige werden aufrecht im Kreis in den Boden gesteckt, oben zusammengebogen, an den Seiten mit Querverbindungen verstärkt. Abgedeckt wird das Gestell mit strohartigem Geflecht oder notfalls auch mit Tüchern und alten Säcken. Der Eingang bleibt möglichst schmal und niedrig, damit wenig Hitze eindringt.

Ist der Weidegrund erschöpft, wird die Hütte abgebaut, auf ein Kamel verladen und am nächsten Lagerplatz wieder errichtet. Merkwürdigerweise ist das Auf- und Abbauen wie auch das Wasserholen Frauenarbeit. Die Männer beschäftigen sich mit den Tieren, aber nicht mit der Behausung.

Mohammed ist 73 Jahre alt, seine Frau Habiba erheblich jünger. Sie haben neun Kinder, drei Jungen und sechs Mädchen. Das jüngste der Kinder ist der siebenjährige Ibrahim. Der älteste Sohn ist 20 und wie eine seiner Schwestern schon verheiratet, und so sind zu den neun eigenen Kindern noch fünf Enkel hinzugekommen. Die Familie hatte eine Herde von etwa 100 Ziegen und Schafen, außerdem ein Stück Land, auf dem Gemüse angebaut wurde, Wassermelonen, Tomaten, Bohnen und Mais. Die Tiere sind durch Mangel an Wasser und ausreichendem Futter durch schleichende Entkräftung verendet, das Gemüsefeld verdorrt. Was esst Ihr denn? will ich wissen. Habiba antwortet: Was immer Gott uns gibt! Sie erzählt, dass sie Feuerholz sammelt. Am ersten Tag trägt sie das Bündel auf dem Rücken aus dem Busch bis zu ihrer Behausung in Wichir, am nächsten Tag von dort zum Markt in die Stadt. Das macht sie zweimal wöchentlich. Mit einer Traglast Feuerholz kann sie 400 bis 500 Kenia Schilling verdienen, das sind etwa drei Euro. Was kann man dafür kaufen? frage ich. Lebensmittel, sagt sie, und nennt ein paar Preise: Das halbe Kilo Zucker kostet 70, das Viertel Kilo Fleisch 60 und das Päckchen Tee 20 Schilling. Mit dem wöchentlichen Verdienst von sechs Euro müssen 13 Personen versorgt werden, das macht 6 Cent pro Kopf und Tag! Es reicht nicht, sagt sie. Wir essen nur einmal am Tag, zur Mittagszeit. Manchmal bekommen wir etwas von den Nachbarn, manchmal können wir ihnen etwas abgeben. So helfen wir uns gegenseitig. Und wir trinken Tee, wenn wir welchen haben.

Die Geschichte von Mohammed und Habiba läßt erkennen, wie Menschen, die eigentlich ihren Verhältnissen entsprechend ein „normales“ Leben führen, durch die Dürrekatastrophe nach und nach ihr Hab und Gut verlieren und am Ende zum Überleben auf Lebensmittelrationen angewiesen sind, die an sie verteilt werden. Die Eselskarre ist noch da, doch der Esel schon tot. Das Gemüsefeld ist noch da, aber kein Wasser mehr für die Pflanzen. Die Tiere, die auf der Suche nach Futter immer weiter in den Busch wandern mußten, leben nicht mehr, an Entkräftung verendet. Was bleibt, ist Feuerholz zu sammeln und auf dem Rücken zum Markt zu tragen, um es zu verkaufen…

Auf der Erde liegt ein verendetes Kamel. Die Augenhöhlen sind leer, die Zähne gefletscht.

Sein Fleisch ist schon verwest, Wildtiere haben daran gefressen. Die Haut ist vertrocknet, die Knochen liegen bloß. Irgendwann wird der Wind den Sand darüber geweht haben. Auch wir enden so, am Ende von Erde bedeckt. Im Koran fragt der Mensch: „Wer gibt den Knochen Leben?“ – „Sag: Es gibt ihnen Leben, der sie das erste Mal entstehen ließ, und Er weiß über alle Schöpfung Bescheid…“ (36:79)

 

 

 

 

 

Was immer Gott uns gibt…

Zugehöriges Projekt

Menschen in Not zu helfen ist eine gute Tat. Um den Bürgern einen zusätzlichen Anreiz dafür zu geben, können Spenden am Jahresende vom Einkommen abgesetzt werden und führen so zur Minderung der Steuerlast.

Der Spendenbegriff

Spenden sind dem deutschen Steuerrecht nach freiwillige Leistungen zur Förderung bestimmter begünstigter Zwecke und Empfänger. Aber nicht jede Spende wirkt steuermindernd. Um steuerlich anerkannt zu werden, müssen einige Kriterien erfüllt sein. muslimehelfen ist seit mehr als 15 Jahren ein anerkannter Wohltätigkeitsverein mit einem spendenbegünstigten Zweck.

Hier ein kurzer Überblick

Das Spendenrecht ist seit dem 01. Januar 2000 neu geregelt worden.

Zuwendungen (Spenden und Mitgliedsbeiträge) müssen auf neuen Formularen quittiert werden. Statt der bisherigen Spendenbestätigung bzw. Spendenquittung, heißen sie jetzt „Bestätigung über Zuwendungen“.

Jede Zuwendung muss künftig einzeln und nach vorgeschriebenem Muster bestätigt werden. Dankes- oder Hinweistexte dürfen nicht mehr auf dem Formular erscheinen.

Mitgliedsbeiträge sind, wie Spenden, steuerlich begünstigt, wenn der Verein – wie muslimehelfen – selbst Spendenbescheinigungen ausstellen darf.

Neu ab der Euro-Einführung:

Bei Spenden bis 100,– Euro (früher 100,– DM) genügt weiterhin der Einzahlungsbeleg oder Kontoauszug als Nachweis für das Finanzamt. Zu beachten ist hier, dass als Verwendungszweck das Wort „Spende“ bzw. „Spendenzweck“ erscheint. Daher ist es das Einfachste, vorgedruckte Einzahlungs- bzw. Überweisungsformulare zu verwenden.

Generell gilt: Bei Spenden an gemeinnützige Organisationen sind bis zu 5% des Einkommens steuerlich als Spende absetzbar.

Hier ein vereinfachtes Rechenbeispiel

Angenommen, meine Gesamteinkünfte betragen am Jahresende 40.000 Euro. Gespendet habe ich davon insgesamt 2.000 Euro für wohltätige Zwecke. Diese 2.000 Euro werden in voller Höhe anerkannt, und vermindern mein zu versteuerndes Einkommen auf 38.000 Euro (ohne Berücksichtigung anderer Abzüge).

Spenden in Notsituationen

Das Finanzamt ist weniger bürokratisch, wenn Menschen für plötzliche Notsituationen, wie Naturkatastrophen oder Bürgerkriege, spenden. Hier genügt generell der Einzahlungsbeleg oder der Kontoauszug.

Eine Steuerentlastung für eine gute Tat

Zugehöriges Projekt

Wir wundern uns oft über großartige Dinge in der Natur, die Allah erschaffen hat so wie Berge, Täler und Seen und auch über Dinge, die der Mensch, also das Geschöpf Allahs, aufbaut und entwickelt: Bauwerke, Höchstleistungen der Technik oder wie er in der Lage ist körperliche Leistungen zustande zu bringen. Wenn wir diese Phänomene aber genauer betrachten und sie richtig analysieren, kommen wir stets zum gleichen Schluss: Sie sind mit der Zeit in kleinen Schritten bzw. Abschnitten entstanden und viele Teile bzw. Beteiligte trugen zu dem Zustandekommen bei.

Ähnliches geschieht im geistigen Bereich bzw. im Gebiet der guten Taten. Der Gesandte Allahs (s) sagte: „… und dass die beliebtesten (guten) Taten bei Allah solche sind, die regelmäßig begangen werden, auch dann, wenn sie gering sind.“ (Buchari)

In diesem Hadith wird uns bewusst gemacht, dass Allah regelmäßige Handlungen lieber sind als die großen und gewaltigen, wenn sie dann nur einmal durchgeführt werden.

Es ist wie ein fortdauerndes Training zur Läuterung des Menschen, auch wenn der Aufwand ein geringer ist. Darüber hinaus ist man nach gewisser Zeit durch die Gewohnheit in der Lage, mehr zu geben – sei es Zeit oder Geld.

Was wir hier bei uns als gering erachten, reicht für Menschen in anderen Teilen dieser Welt aber vielleicht als Grundversorgung, selbst wenn es nur für einige Tage ist. Zum Beispiel können mehrköpfige Familien in manchen Ländern für 40,- Euro einen ganzen Monat mit Nahrung versorgt werden.

Gemäß der Aussage des Propheten Muhammad (s) haben wir diese Kampagne der Sadaqa-Dosen ins Leben gerufen. Wir hoffen, dass viele Geschwister daran teilnehmen und dem guten Rat des Propheten Muhammads (s) folgen. Und wenn Viele regelmäßig kleine Beiträge leisten, kann man damit auch Großes bewirken.

Ziel ist es, dass sich so viele Menschen wie möglich bei dieser Aktion beteiligen, um zu zeigen, dass viele kleine Taten zu guten, nützlichen und größeren Projekten führen. Das Wunderbare bei dieser Kampagne ist, dass jeder mitmachen kann: Schüler, Studenten, Arbeitssuchende, Rentner, Kinder oder Großfamilien, Ladenbesitzer oder Praxis- und Kanzleiinhaber etc.

Zudem kann man ja mehr Sadaqa-Dosen bestellen und an Bekannte, Verwandte und Freunde weitergeben. So wird man Vorreiter zur Hilfe und Unterstützer von Notleidenden und Bedürftigen. Den Vorreitern einer guten Sache, wie es diese Geschwister sein werden, möchten wir hier die frohe Botschaft des Gesandten Allahs (s) nicht vorenthalten: Er (s) sagte: „Derjenige, der veranlasst, Gutes zu tun, bekommt die gleiche Belohnung wie der Wohltäter.“ (überliefert in Muslim)

Wir bitten Allah diese Aktion zum Erfolg zu führen und uns somit vielen bedürftigen Menschen zur Hilfe kommen zu lassen. Und es gibt keinen Erfolg außer bei Allah.

Geringes kann viel bewirken!

Zugehöriges Projekt

Khair ist ein arabisches Wort, das als Fachbegriff im Islam benutzt wird und viele Bedeutungen besitzt. Jede Angelegenheit, Sache oder Bemühung, die gut, nützlich und im Islam erlaubt ist, kann als khair bezeichnet werden. Mit anderen Worten ist khair also jede gute Tat, die zur Erlangung der Zufriedenheit Allahs geeignet ist. Jegliche Haltung und Handlung, die die Unzufriedenheit oder den Zorn unseres Schöpfers nach zieht, wird dagegen als „scharr“, also als schlecht, tadelnswert und als abzuweisen betrachtet.

In einem Hadith des Propheten (s) heißt es: „Es gibt unter den Menschen solche, die wie Schlüssel zum Guten (khair) und wie Schlösser zum Schlechten (scharr) wirken. Und es gibt solche Menschen, die wie Schlüssel für das Schlechte und wie Schlösser für das Gute wirken. Frohe Botschaft den Menschen, die Allah zu Schlüsseln für das Gute gemacht hat! Wehe denen, die Schlüssel für das Schlechte werden.“[1]

Wir sehen, dass der Gesandte Allahs (s) die Menschen in diesem Zusammenhang in zwei Gruppen einteilt: Die einen, die die Vorreiter für eine gute Sache sind und die anderen, die als Wegbereiter für schlechte Belange auftreten.

Also sind die erste Gruppe diejenigen, die stets offen für das Gute sind und gleichzeitig keinen Zugang zum Schlechten gewähren. Mit ihren Schlüsseln für das Gute öffnen sie die Türen für gute Taten, nützliche Dinge und für Werke, die von Allah angenommen werden. Mit dem Schloss gegen das Schlechte versperren sie gleichzeitig den Durchgang zum Schlechten und zu den Dingen, die Allah missfallen.

Die Gläubigen, die das Gute fördern, empfinden Freude und Glück bei diesen Unternehmungen. Sie richten nach dem Worten Allahs, der sagt:

„Und wetteifert miteinander nach Verzeihung von eurem Herrn und einem Paradiesgarten, dessen Reichweite die Himmel und die Erde ist, vorbereitet für die Gottesfürchtigen.“[2]

Sie strengen sich für das Gute an und bemühen sich um Handlungen, die Allahs Wohlgefallen finden. Sie werden weder müde darin, noch geben sie dabei auf. Auch Hindernisse, die sich ihnen in den Weg stellen, überwinden sie und lösen Schwierigkeiten und Probleme, die vor ihnen auftauchen.

Sie sind die Leute, die sich an die Anweisung halten, die Allah ihnen im Koran vorgibt:

„Und für jeden gibt es einen Gesichtspunkt, dem er zugekehrt ist, also sucht einander an guten Taten zu übertreffen. Wo immer ihr seid, es bringt euch Allah, allesamt, Allah ist ja zu allem imstande.“[3]

Sie wetteifern im Guten und im Dienst für den Islam und die Menschheit. Es ist ein schöner Wettkampf um das Gute, wobei es nicht um Materielles oder Weltliches geht, sondern um die Gunst Allahs, des Erhabenen. So gibt es denn in diesem Wettstreit keinen Platz für die „Ausschaltung“ des Konkurrenten, kein Bestreben um das Beschaffen von Vorteilen zum Nachteil des anderen oder das Verhindern von Dingen, damit man selber im Vorteil ist.

„…und steht einander bei zur Frömmigkeit und der Gottesfurcht, und steht einander nicht bei zur mutwilligen Sünde und der Übertretung…“[4]

Durch diesen Vers verstehen wir, dass der gegenseitige Beistand ein Ausdruck der Gottesfurcht (arab. taqwa) ist und die Unterstützung in Sünde aus Feindschaft resultiert. So führt Feindschaft oft zu Sünde, aber Frömmigkeit bringt nur Gutes für alle Menschen hervor. Der Wunsch und der Wille für den Islam und für alle Menschen Gutes zu tun, beflügelt die Gläubigen bei diesem Wettlauf. Notwendig wird die gegenseitige Unterstützung besonders dann, wenn die guten Dinge alleine nicht zu vollbringen sind.
Die beschrieben Menschen sind „Dienstleister um Allahs Willen“: Sie sind stets dort, wo es eine gute Sache gibt und eilen dorthin, wo sie nützlichen Dienst vollbringen können. Sie finden Gefallen an der Ausübung von guten Taten und brennen darauf noch mehr Gutes und Nützliches zu tun. Das folgende Prophetenwort beschreibt wahrscheinlich ihr Handeln am besten: „Der Gläubige wird nicht müde Gutes zu tun, über das er erfährt, bis er ins Paradies eintritt“.[5]

Diese Gläubigen verstehen, dass das Glück des Diesseits und des Jenseits davon abhängt, wie eng jemand mit den guten Handlungen verbunden ist und wie weit man sich von schlechten Handlungen entfernt hat.

Leider gibt es auch eine Gruppe von Menschen, die Schlüssel für das Schlechte und Schloss für das Gute darstellen. Sie öffnen nicht die Türen zum Guten, sondern zu schlechten Dingen. Ihr Verhalten führt zu Schaden für den Islam, für die Gläubigen und für die gesamte Menschheit. Manche von dieser Gruppe belassen es nicht dabei, dass sie selbst schlechte Dinge tun und Schaden anrichten, sondern stiften andere noch dazu an und werden Vorreiter für die Schlechtes. Diese Menschen mit schlechtem Charakter stört es, wenn Gutes geschieht. Sie versuchen deswegen diejenigen, die Gutes tun oder tun wollen, daran zu hindern und mobilisieren ihre Kräfte und ihr Anhänger um das zu unterbinden.

Eigenschaften eines Muslims, der „Dienstleister um Allah Willen“ ist

Aus den obigen ayaat und Ahadith sehen wir, dass diese Art von Muslim,

a) Stets auf gute Taten aus ist und das Gute unterstützt.

b) Er sogar darüber hinaus zum „Schlüssel“ für die Güte und Vorreiter für gute Handlungen wird. Denn im Islam ist es nicht nur tugendhaft eine gute Tat zu vollbringen, sondern noch besser als vorbildliches Beispiel für gute Handlungen zu fungieren. Der Prophetengefährte Huzaifa (r.a.) berichtet uns diesbezüglich: “Jemand kam eines Tages zum Propheten Muhammad und bat ihn um Hilfe. Die Anwesenden gaben ihm (aber) nichts (als Unterstützung). Als ihm dann später ein Mann half, folgten die anderen (in der Hilfsleistung). Daraufhin bemerkte der Gesandte Allahs (s): „Wer Vorreiter für eine gute Sache wird und andere ihm darin folgen, der wird seine (eigene) und die Belohnung derer bekommen, die ihm folgten. Und dies vermindert nicht im Geringsten die Belohnung derer, die ihm folgen. Wer (aber) Vorreiter für eine schlechte Sache wird und andere ihm darin folgen, der wird seine und die Sünde derer bekommen, die ihm folgten. Und dies vermindert nicht im Geringsten die Sünde derer, die ihm folgten.“[6]

Der Prophet (s) hat nicht nur dazu aufgerufen Gutes zu tun, sondern Vorreiter und ein Beispiel dafür zu sein.

Abu Masud al-Ansariyy berichtet, dass ein Mann einmal nach einem Reittier fragte. Niemand der Anwesenden war aber in der Lage ihm ein Reittier zu geben. Einer bemerkte er würde ihn zu jemandem führen, der ihm helfen könne. Daraufhin sagte der Prophet (s): „Wer (jemanden) zum Guten anstiftet, der erhält genauso viel Belohnung wie der Wohltäter.“[7]

c) Es ist nicht die Haltung eines Gläubigen, wenn etwas Gutes zu unternehmen ist, zu denken: „Ich warte mal ab, wie die Leute um mich herum reagieren. Wenn sie aktiv werden, dann kann ich ja auch mitmachen.“ Im Gegenteil. Er beeilt sich mit den guten Taten und versucht für die Anderen ein gutes Vorbild zu sein. Denn der Prophet (s) sagte: „Seid nicht wie gewöhnliche Menschen, die sagen: ‚Wenn jeder Gutes tut, dann werden wir das auch tun, wenn jeder ungerecht handelt, dann handeln wir auch ungerecht. Handelt anders: Bereitet euch darauf vor, dass wenn die Menschen Gutes tun, ihr auch beim Guten dabei seid und wenn sie Schlechtes (oder: Ungerechtigkeit) tun, ihr nicht dabei mitmacht.“[8]

d) Das Ziel des Gläubigen ist es das Wohlgefallen seines Herrn zu erlangen. Alle Dinge, die auf diesem Wege gemacht werden, sind khair (gut). Aus diesem Grund sagte der Prophet (s) auch: „Die Sache des Gläubigen ist wunderbar. Alle seine Angelegenheiten sind gut für ihn, und dies ist bei niemandem so außer dem Gläubigen. Wenn ihm etwas Schlechtes widerfährt, ist er geduldig, und dadurch wird es gut für ihn, und wenn ihm Gutes widerfährt, ist er dankbar, und dadurch wird es gut für ihn.“[9]

e) Der Muslim verfällt aufgrund seiner vollbrachten guten Taten nicht in Stolz und Hochmut. Er weiß, dass Allah ihm diese Möglichkeiten geschenkt hat und preist und dankt seinem Herrn dafür. Er macht auch Bittgebete (Dua), damit Allah ihm diese guten Taten weiterhin ermöglicht. Der Gesandte Allahs sagte: „Wenn Allah für Seinen Knecht etwas Gutes wünscht, dann setzt Er ihn [in guten Dingen] ein. Als jemand fragte: ‚O Gesandter Allahs, wie setzt Er ihn (denn) ein?’, bemerkte der Prophet: ‚Er befähigt ihn zu guten Taten bevor ihn der Tod ereilt.’“[10]

In einem weiteren Hadith sagte der Prophet Muhammad (s): „Allah hat Leute unter Seinen Knechten erschaffen, um die Bedürfnisse anderer [Menschen] zu stillen. Wenn bei ihnen (d.h. den  Menschen) Bedürfnisse aufkommen, dann wenden sie sich fortwährend an sie und finden diese. Sie (d.h. diese beschriebenen Leute) werden am Tag der Auferstehung vor der Bestrafung bewahrt werden.“[11]

Möge Allah uns alle zu den Knechten und Mägden machen, die dem Islam und den Menschen nutzen. Möge Er uns zu Schlüsseln für das Gute machen und zu Schlössern gegen das Schlechte. Amin

[1] Ibn Madscha, Muqaddima, 19.

[2] Al-i Imran (3):133

[3] Al-Baqara (2):148

[4] Al-Maida (5):2

[5] Tirmidhî, ’Ilm (Hinweis: Dieser und die meisten der folgenden Hadithe sind nicht aus dem arabischen Original übersetzt!)

[6] Ahmad, Musnad, V, 3883; Suyûtî, al-Luma’ fî asbâbi wurûdi’l-hadîth, S. 68.

[7] Muslim, Imâra, 133.

[8] Tirmidhî, Birr, 63.

[9] Muslim, Zuhd, 64.

[10] Tirmidhî, Qadar, 8.

[11] Abû Abdillah Muhammad b. Salâma al-Kudâî, Musnadu’sch-Schihâb, verifiziert durch Hamdî Abdulmadschîd as-Salafî, Beirut, 1985, II, 118.

Anstiften zum Guten

Zugehöriges Projekt

Allah (swt) teilt uns im Koran mit, dass der Mensch vergesslich ist. So ist er erschaffen. Es gibt aber einen Weg, um diesem Mangel zu begegnen: Erinnerung (arab. dhikr)!

So sehen wir es auch als einer unserer Aufgaben an, immer wieder auf manche wichtige Sachverhalte hinzuweisen und daran zu erinnern. Eines dieser wichtigen Themen ist „Waisen“.

Waisen werden auf Arabisch „yatiim“ bezeichnet, was aus der Wortwurzel „yutm“ abgeleitet wird. Als Fachbegriff in der islamischen Rechtswissenschaft bedeutet yatiim (Pl. yataamaa, aytaam) also, wenn ein Junge oder Mädchen vor der Pubertät seinen bzw. ihren Vater verliert. Auch Frauen, die ihren Mann verloren haben und somit allein stehend bzw. verwitwet sind, werden in der islamischen Fachliteratur als „yatiim“ bezeichnet.

Waisen sind in der Gesellschaft fast immer benachteiligt und deshalb sollen ihre Angelegenheiten den Gläubigen, die die vertrauenswürdigsten Menschen sein sollten, übergeben werden. So ist es die moralische und islamrechtliche Pflicht eines Muslims die Waisen in der Gesellschaft zu beschützen, sie zu versorgen und sich z.B. auch um ihre Schulbildung und ihr Auskommen zu kümmern. Der Koran fordert die Muslime auf, die Situation der Waisen zu verbessern und sie gut zu behandeln:

„…. Und sie fragen dich nach den Waisen. Sag: Ihr sollt das tun, was für sie gut ist, und wenn ihr euch mit ihnen zusammentut, sind sie eure Brüder ….“ (2:220)

Wenn man die Waisen im eigenen Haus aufnimmt, soll man sie als Glaubensgeschwister betrachten und entsprechend mit ihnen umgehen.

An mehr als 20 Stellen im Koran wird auf die Wichtigkeit der Fürsorge der Waisen hingewiesen und z.T. werden detaillierte Gebote zur Umsetzung dazu gegeben.

Unser geliebter Prophet Muhammad (s) hat diejenigen, die Waisen aufnehmen oder sich um sie kümmern, die frohe Botschaft des Paradieses gegeben.

Der Prophet (s) selbst war ja seit seinem sechsten Lebensjahr Vollwaise und kannte aus eigener Erfahrung, das Gefühl und die Schwierigkeiten als Waisenkind aufzuwachsen.

An der Geschichte von Anas bin Malik (r.a.) erfährt man, wie der Prophet (s) mit Waisen umgegangen ist. Die Mutter von Anas (r.a.) gab ihren Sohn in die Dienste des Propheten Muhammad (s). Anas’ leiblicher Vater, Malik b. Nadr, war zuvor gestorben und hatte seine Frau Ummu Sulaym, als Witwe und Anas, als Waisenkind, zurückgelassen. Der Prophet (s) akzeptierte das Angebot der Mutter und nahm den klugen Anas in seine Obhut. Etwa zehn Jahre blieb Anas in den Diensten des Propheten (s) und wir erfahren in den Überlieferungen, dass er (s) ihn niemals grob behandelte oder mit ihm schimpfte. Einer der Gründe dafür war wahrscheinlich die Tatsache, dass Anas eine Waise war. Der Gesandte Allahs (s) hielt sogar seine Frauen zurück, wenn Anas etwas angestellt hatte. Er (s) sagte dann zu ihnen: „Lasst den Jungen“. Übrigens sind wir durch die Berichte, die gerade auf den kleinen Waisenjungen Anas zurückgehen, heutzutage in der Lage zu erfahren, wie der Prophet (s) mit Kindern umgegangen ist und wie nachsichtig er (s) mit ihnen war.

 

Die Woche der Waisen (WdW) ist eine sehr gute Gelegenheit, dieses Wissen um die Waisen in unserer Umgebung mit unseren Mitmenschen zu teilen. Zudem bietet es uns die Möglichkeit unserer Pflicht gegenüber den Waisen nachzukommen und dem „besten Vorbild“, unserem geliebten Propheten Muhammad (s), nachzueifern.

Waisen und unsere Verantwortung als Muslime

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